Volltext: Rafael Von Urbino Und Sein Vater Giovanni Santi (Erster Theil)

Architekt. 
Rafael als 
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der ursprünglichen Anlage, was noch jetzt von Allen be- 
wundert wird, welche die nun verödete Villa Madama be- 
suchen. 
 Nach Vasari war Rafael auch Mitbewerber, als Leo X 
dem Florentiizischen Consul in Rom, Lodovico Capponi, den 
Auftrag gab, eine Kirche zu Ehren Johannis des Täufers 
in der Strasse Giulia an dem Tiber erbauen zu lassen. Der 
Papst wählte aber den Plan des Jacopo Sansovino. 
Diese kurzen Angaben über RafaePs Thätigkeit in Rom 
als Architekt mögen hier genügen. Welche Gebäude in Flo- 
renz nach seinen Plänen ausgeführt wurden, soll erwähnt 
werden, wenn wir ihn in jener Stadt mit Michel Angelo 
wegen Erbauung der Fagade der Lorenzenkirche concurri- 
ren sehen. Nur scheint es hier angemessen, noch einige 
Andeutungen über die Eigenthümlichkeit seiner architekto- 
nischen Dispositionen folgen zu lassen. Was RafaeYs Art 
von der des Bramante, dessen Schüler er darf genannt wer- 
den, hauptsächlich unterscheidet, ist, dass er seine archi- 
tektonischen Glieder, wie Gesimse, 'l'hiir- und Fensterbe- 
kleidungen vorspringender hielt und ihnen mehr Fülle gab; 
dass er sich nicht so streng an die römisch-antiken Vor- 
bilder im Einzelnen hielt, sondern mehr malerische Wir- 
kung und Reichthum in den, Formen suchte; daher seine 
Neigung, den Sturz der-Fenster abwechselnd mit spitzen 
und gerundeten Giebeln zu bedecken, gekuppelte Säulen 
anzubringen und den Sockel durch vertretende Fenster- 
briistungen zu unterbrechen. Trotz dieser Neigung zur ma- 
lerischen Wirkung, die zuweilen selbst gegen die Zweck- 
mässigkeit streitet, leitete ihn doch stets ein richtiges Ge- 
fühl iiir grosse architektonische Massen und Abtheilungeil 
und der ihm eigenthümliche Sinn für schöne Formen und 
Verhältnisse. Seine Gurten und Gesimse laufen daher im- 
mer in ilnunterbrochenen Linien durch, und bewirken eine 
wohlthuende Haltung und Ruhe. Auch gehören die Ge- 
bäude RafaeFs zu den ausgezeichnetsten des 16. Jahrhun- 
derts, und unter seinen spätern Zeitgenossen dürfte nur 
Baldassare Peruzzi ihm den Vorrang streitig machen, da 
Er bei gleichem Sinn für schöne architektonische Verhält-
	        
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