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Der
Hof im
Vaticazz.
unternommen worden zu sein, da einestheils Unterbauuugen
solcher Art viel Zeit erfordern, anderntheils nachmals die
für den Bau einlaufenden Gelder andern Zwecken dienen
mussten. Nicht einmal den von Bramante angefangenen,
mit dorischen Säulen geschmückten Bezirk zur Feier des
päpstlichen Ilochamtes konnte Rafael vollenden, sondern
selbst dieser blieb seinem Nachfolger in der Leitung des
Baues, dem Baldassare Peruzzi überlassen. Nachmals wurde
dieses, gewiss köstliche Werk wieder zerstört.
Glücklicher war Rafael in der Ausführung eines andern
gleichfalls von Bramante angefangenen Baues, des Hofes
im Vatican, di S. Damaso genannt. Auch für diesen zeich-
nete Rafael einen schöneren, reicheren Plan und liess ein
Modell in Holz davon machen, das grossen Beifall erwarb.
Die Ausführung bestätigte die Erwartung und jetzt noch
erregt der auf einer Seite offene Hof, als einer der schön-
sten die es gibt, die höchste Bewundrung. Der einfache Bogen-
gang des Erdgeschosses wurde noch von Bramante in Mauer-
werk ausgeführt. Die drei Geschosse, die sich darüber erheben,
sind dagegen alle in 'l'ravertin gehauen. Ilalbvortretende Säulen
dorischer, dann ioniseher Ordnung, nach Art römischer Vor-
bilder, schmücken den ersten und zweiten nach den drei
Seiten umlaufenden Bogengang. Das Innere der Loggien
hat jedem Bogen entsprechend eine kleine Kuppel. Das
dritte Geschoss von freistehenden corinthischen Säulen ge-
tragen, schliesst das Ganze mit einem reichen Gebälke.
Steinerne Ballustraden verbinden die Postamente und die-
neu zu Brustlehnen. Dreizehn Bogen hat die Hauptseite,
die eine herrliche Aussicht auf Rom und das Lateinerge-
birg gewährt; acht die mittlere Seite, neun die gegenüber-
liegende. Wie phantasiereich und prachtvoll sie nachmals
nach Rafacfs Angaben theilweis ausgeschmückt wurden, soll
späterhiu berichtet werden; hier bleibt noch zu erwähnen
übrig, dass von ihm auch ,die Plane zu den gemächlichen
Stiegen herrühren, welche zu den Loggien führen.
Mit welchem gewissenhaften Studium, mit welcher
Sorgfalt Rafael seinem Amt als Oberbaumeister nachzukom-
men trachtete, ist nicht allein schon aus seinem Brief an