Volltext: Rafael Von Urbino Und Sein Vater Giovanni Santi (Erster Theil)

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Rafael Baumeister 
Peterskirche. 
Vermuthung Anlass, dass Maria entweder bald nach dem 
Heirathsantrag verschied oder, wenn später, durch Krank- 
heit geschwächt, die eheliche Verbindung aufschieben musste, 
bis dass der Tod ihre Hoffnungen zerstörte. Es fehlt in- 
dessen nicht an andern Angaben der Ursache, wegen wel- 
cher Rafael die Heirath mit Maria da Bibiena nicht voll- 
zog. Einige schreiben ihm ohne Beweise eine entschiedene 
Abneigung gegen den Stand der Ehe zu. Andere wieder- 
holen mit Vasari, Rafael habe die Verbindung immer wei- 
ter hinauszuschieben gesucht, da er sich Hoffnung gemacht, 
als Lohn der Arbeiten, welche der Papst ihm schuldete, 
einen Cardinalshut zu empfangen. Da aber im Jahr 1514 
von einer Auszeichnung dieser Art noch gar nicht die Rede 
sein konnte, es auch erwiesen ist, dass an Rafael alle Be- 
soldungen und Arbeiten, welche Leo X ihm zu zahlen hatte, 
zu seiner Zeit pünktlich entrichtet wurden  es endlich 
etwas bis dahin nnerhörtes gewesen wäre, dass Künstler- 
verdienste zu dieser hohen geistlichen Würde geführt hät- 
ten, auch alle Zeitgenossen kein Wort davon erwähnen, so 
fallen alle Gründe für die angeblichen Hoffnungen Rafaefs 
zur Cardinalswürde weg und diese ganze Erzählung muss 
als eine reine Erfindung betrachtet werden.  
Aus dem Briefe Rafaefs an seinen Gönner, den Gra- 
fen Castiglione, lso wie aus dem an seinen Oheim haben 
wir schon ersehen, dass er zum Baumeister der Peters- 
kirche war ernannt worden. Dieses "geschah nach dem 
Wunsche des Bramante, der sterbend seinen geliebten Ra- 
fael als denjenigen bezeichnet und anempfohlen hatte, der 
am geeignetsten sei die Oberleitung des Baues zu führen. 
Um sich jedoch von dessen Befähigung zum Architekten 
eines der grössten Bauwerke, die je unternommen wurden, 
zu überzeugen, verlangte der Papst zuvor Auskunft von 
ihm über seinen Plan, Mittheilungen seiner Ansichten, so 
1) Am 1. August 1514 erhielt Rafael den Rest der 1200 Scudi 
in Gold für das Zimmer des Heliodor mit 100 Ducaten. Am 1.April 
1519 zahlte ihm die Bauverwaltung von S. Peter für fünf Jahre Be- 
soldung die Summe von 1500 Ducaten. Siehe Fea Notizie etc. p. 9.
	        
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