Volltext: Rafael Von Urbino Und Sein Vater Giovanni Santi (Erster Theil)

Heiratlzsanträge. 
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men, wenn einer ihrer Unterthaxien sich Ehre erwirbt und 
empfehlt mich ihren Herrlichkeitexl, wie ich mich euch be- 
ständig empfehle. Griisst alle Freunde und Bekannte in 
meinem Namen, besonders Ridolfo, der eine so grosse, 
ehrliche Liebe zu mir hat. 
Den 1. Juli 1514. 
Euer Rafael, Maler in Rom. 
Dieser Brief voll kindlicher Verehrung für seinen ge- 
liebten Oheim zeigt uns den liebenswürdigen Rafael im 
gewöhnlichen Gedränge junger Männer, die eben so sehr 
durch Vorzüge des Körpers und Geistes ausgezeichnet, als 
durch das Glück begünstigt sind. Olfenbar scheint unser 
Meister mehr aus Rücksichten, denn aus Neigung dem un- 
zibweisbaren Antrag des Cardinals da Bibiena nachgegeben 
zu haben 1), sich aber doch einen Ausweg offen lassend, 
indem er die Genehmigung seiner Oheime dazwischenschob, 
welche, wie aus dem Brief hervorgeht, selbst ihre Plane 
gemacht, vielleicht schon in Unterhandlungeil eingegangen 
waren, die den Absichten des Cardinals gradezu entgegen- 
standen. Wie die Verhandlungen weiter gediehen, darüber 
fehlen uns Nachrichten; allein so viel ist aus Briefen des 
Bembo an den Cardinal da Bibieua" vom Jahr 1'516 2) zu 
ersehen, dass Rafael fortwährend mit diesem in sehr ge- 
nauen Verhältnissen stand, die beabsichtigte Verbindung 
also keinesweges von Rafael hinter-trieben wurde. Dieses 
bezeugt auch die zum Gedächtniss der Maria da Bibiena 
gesetzte Inschrift 3) in Rafaefs Grabcapelle im Pantheon, 
woraus hervorgeht, dass sie als jungfräuliche Braut ihrem 
Verlobten schon" vor dessen Hinscheiden zum andern Le- 
ben vorangegangen war. Diese Thatsachen und das be- 
ständig freundliche Verhältniss mit dem Cardinal geben zur 
1) Angeln Maria Bandini Memorie per la vita del Card. Divizj. 
Livorno, 1758 p. 25: Il cardinale lo infestava per dargll moglie e 
finalmente Raßaello risolvette di far la voglia del Bibiena e accettö 
per isposa una nipote dello stesso Cardinale.  
2) Delle Lettere di M. Pietro Bembo. Venezia, 1560. p. 14-22- 
3) Sie ist öfters und auch im Anhang XVI abgedruckt.
	        
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