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Sim.
Rafael an
Ciarla.
Oheims (des Priesters D. Bartolomeo Santi) und der euri-
gen habe ich versprochen Sr. Herrlichkeit zu Willen zu
sein. Ich kann mein Wort nicht brechen; wir sind jetzt
in grösserer Verlegenheit als jemals, und ich werde euch
sogleich von allem unterrichten. Habt Geduld, wenn diese
Sache sich auf diese Weise gut löst, so kann ich dann,
wenn dieses nicht geschieht, das thun was ihr wünscht.
Wisst, dass wenn Francesco Butfa Partieen hat, ich ihrer
auch habe, da ich in Rom ein schönes Mädchen haben
könnte und wie ich höre von gutem Ruf, sie und die ihri-
gen, die mir eine Mitgift von 3000 Goldscudi geben wol-
len; und ich bin in einem Haus, welches hier 100 Ducaten
mehr gilt, als 200 dorten, dessen seid versichert. Was
meinen Aufenthalt in Rom anbelangt, so kann ich, aus
Liebe zum Bau der Peterskirche, niemals anderswo als hier
bleiben, denn ich habe jetzt die Stelle des Bramante. Wel-
cher Ort in der Welt ist aber würdiger als Rom? welches
Unternehmen grösser, als das von S. Peter, der erste Tem-
pel. der Welt? Denn der ist der grösste Bau, den man
je gesehen und wird mehr denn eine Million Goldes ko-
sten. Wisst, der Papst hat 70,000 Ducateil jährlich für
den Bau bestimmt und denkt beständig daran. Mir hat er
einen Gefährten gegeben, einen sehr gelehrten, alten Frate,
der über S0 Jahr alt ist, und da der Papst sieht, dass er
nur kurze Zeit noch leben wird und er im Ruf grosser
Kenntnisse steht, so hat Seine Heiligkeit sich entschlossen,
mir ihn zum Gehiilfen zu geben, auf dass ich von ihm
lerne, wenn er irgend ein schönes Geheimniss in der Ar-
chitektur hat, und vollkommen in dieser Kunst werde. Er
heisst Fra Giohondo. Jeden Tag lässt uns der Papst ru-
fen und spricht einige Zeit mit uns über den Bau. Ich
bitte euch, geht zum Herzog und zur Herzogin und berich-
tet ihnen dieses; denn ich weiss, dass sie gerne verneh-
Januar 1515 eine andere seiner Nichten mit Namen Chiaretta, auch
Marietta und Marianna genannt, 'l'ochter seines Bruders Pietro, mit
Bemardino Peroli aus Upbino, General-Schatzmeister der päpstli-
chehvärmee. Er gab ihr eine Mitgift von 5000 Goldscudi. Siehe
Pungileoni p. 160, 166 und p. 241.