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des
Medaille
Castigliozle.
Bericht der Graf nach damaliger Sitte als Emblem sei-
ner Gesinnung am Barett trug und wozu Rafael die Zeich-
nung gemacht hatte. Die Abbildung derselben im Museum
Mazzuchcllianum zeigt auf der einen Seite das Bildniss des
Castiglione, auf der Rückseite Phöbus aus einer Biga auf
die Erde steigend, während zwei Horen die muthigen Pferde
halten, mit der Umschrift: T enebrarum et Lucis. Nach
Paolo Giovio wählte der Graf sich dieses Motto, um da-
durch den Wiunsch auszudrücken, dass seiner Seele stets
etwas Bedeutendes begegnen möge, obgleich ungewiss sei,
0b er dabei auf das Glück in der Liebe, oder in den Waf-
fen, oder in der Literatur, oder in der Politik, oder in
Allem diesem anspiele. Dieses zu erklären, gibt Ricciardi 2)
sich viele Mühe, was wir hier als blosse Ve-rmuthungexi auf
sich beruhen lassen. Ist es aber erlaubt nach diesen Schrift-
stellern noch Ansichten zur Erklärung jener Medaille aus-
zusprechen, so könnte die Darstellung auch so viel als Ver-
breitung des Lichts bedeuten, dem der Graf sein thätiges
Leben gewidmet; oder auf das Sprichwort „postnubila Phoe-
bus" anspielen, als eine Erfahrung, die uns im Unglück
nicht muthlos, im Glück nicht übermiithig machen soll, und
demjenigen, der ihr vertraut, bei allen kVechselfälleu eine
männliche Haltung gibt. Eine ähnliche Composition wie auf
obiger Münze hat auch Marc Antonio nach einer Zeichnung
Rafaefs gestochen. Hier erhebt sich Aurora in der Biga ste-
hend aus dem Schoose der Thetis. Zwei Iloren zu den
Seiten leiten die Pferde. Auf diese kVeise hätten sich zwei
der Entwürfe Rafaefs für die Medaille des Grafen erhal-
ten, "und da nun beide, dem Charakter der Darstellung und
der Zeichnung nach zu urtheilen, in dieselbe Zeit wie
obiger Brief fallen dürften, so erscheint die ausgesprochene
Vermuthung noch sicherer begründet.
Einen andern Brief, um dieselbe Zeit wie obiger ge-
schrieben, richtete Rafael an seinen geliebten Oheim Si-
mone di Battista di Ciarla in Urbino, folgenden Inhalts:
1) Antonio Beffa Negrini Elogj de' Personaggi
Castiglionxa. Mantova, 1606 p. 428.
2) Antonio Ricciardi Commentarj Simbolici.
della Fanxiglia.