228
in
Ereigvziss
Farnesizza.
(lär
Vasari begnügen, welcher mit schlichten Worten berichtet,
Rafael habe ein Mädchen geliebt, welches bei ihm gewohnt
und dem er bis zum Ende seines Lebens zugethan war.
Von einigen Arbeiten, welche Rafael für seinen rei-
chen Gönner Agostino Chigi ausgeführt hatte, war schon
früherhin die Rede. Jetzt haben wir eines Frescobildes zu
gedenken, welches Rafael im Saal des von Baldassare Pe-
ruzzi geballten Hauses ausführte. Die Decke hatte letzterer
schon mit der Geschichte der Medusa und andern mytholo-
gischen Gegenständen ausgeschmückt. Auch Sebastiano Ve-
neziano, nachmals del Piombo genannt, hatte in die Lu-
netten des Kappengewölbes verschiedene auf die Mytho-
logie bezügliche Darstellungen gemalt, nur eine Lunette
mit dem rauben Bewurfe stehen lassend, da Michel Angelo
einen colossalen Kopf eines jungen Mannes mit Kohle l1in-
eingezeichnet hatte, um, wie die Sage berichtet, ein Merk-
mal seines Besuches zurückzulassen, welchen er dem vene-
zianischen Maler, den er an sich zu ziehen suchte, gemacht,
ohne ihn bei der Arbeit anzutreffen. Sei es nun, dass der
junge Künstler aus Achtung für ein Werk des göttlichen
Michel Angele, oder Agostino Chigi selbst zur Erinnerung
an dieses Künstlergeschichtchen die Zeichnung des grossen
Meisters bewahren wollte, genug dieser Kopf auf den ro-
hen Bewurf gezeichnet hat sich bis auf unsere Tage, 0b-
gleich etwas überarbeitet erhalten. lrrig aber ist es, wenn
behauptet wird, Michel Angele habe ihn bei einem dem
Rafael zugedachten Besuch hinterlassen, um ihm zu zeigen,
dass er einen grossartigern Styl annehmen solle. Denn er-
stens hatte Sebastiano die obern Lunetten früher vollendet
(um 1512), als Rafael seine Wandmalerei darunter begann,
daher Sebastiano nicht eine der Lunetten ohne Ursache mit
dem rohen Bewurf konnte stehen lassen. Fürs Andere
einzulassen, will ich nur bemerken, dass es damals zu Urblno gar
keine Majolicafabrik gegeben hat; sondern eine "war zu Fermignano,
3 Miglien davon entfernt; die andere zu Urbania, ehedem Castel
Durante, in einer Entfernung von 16 Miglien; eine dritte, und zwar
die älteste War in Gllbbio, das auf der andern Seite des Gebirw
ges liegt.