Rafael 's
Geliebte.
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gebadet, sei er von so heftiger Liebe ergriffen worden, dass
er nicht; eher Ruhe erlangt, bis er sie die Seine habe nen-
nen dürfen. Nachdem er ihr nun sein Herz geschenkt, habe
er sie weit liebenswiirdiger und von edlerem Gemiith be-
funden, als ihrem Stande nach zu erwarten gewiesen, so
dass das Feuer seiner Liebe immer mächtiger geworden,
und er nicht mehr ohne sie habe leben mögen. So
schön nun auch diese Erzählung lauten mag, die selbst
durch ein Bildchen unterstützt wurde, welches dem Seba-
stiano del Piombo zugeschrieben wird, und worin Rafael
dargestellt ist, wie er mit seiner Geliebten am springenden
Wasser im Garten sitzt 1), so haben doch neuere Forschun-
gen dargethan, dass diese Sage als eine reine Erfindung
anzusehen ist, dass selbst der Name Fornarixia nicht wei-
ter hinaufreicht, als in die Mitte des verflossenen Jahr-
hundertsi). Wir müssen uns daher mit der Angabe des
1) Das Bildchen gehört dem Lord Northwick und ist als ein
Werk des Sebastiano del Piombo von Reynolds in Äqnatinta gesto-
chen worden. Es ist aber ein Machwerk aus dem vertlossenen Jahr-
hundert; der untere Theil des Gewandes und die Füsse sind der al-
legorischen Figur der" Poesie von Rafael nachgebildet.
2) Misserini behauptet, seine Erzählung durch den verdienst-
vollen, gewissenhaften Forscher,_ weiland Ab. Franc. Girol. Cancel-
lieri erhalten zu haben, der sie in einem Manuscript der Bibliothek
des Cardinal Antonelli gefunden. Allein Cav. Vinc. Camuccinilbe-
theuert, Cancellieri habe nur gesagt, er wolle beweisen, dass Ra-
fael's Tod nicht durch ein Weib herbeigeführt worden sei. Auch
P. Pungileoni p. 245 versichert. nie von dem ihm befreundeten Can-
cellieri vernommen zu haben, dass er Nachrichten über RafaePs Ge-
liebte entdeckt. Der Name Fornarina, dessen Ursprung mir unbe-
kannt ist, scheint zuerst von T. Puccini (Real Galleria di Firenze I
p. 6) gebraucht worden zu sein. Weder Bottari, noch der spätere
G. della Valle nennen die Geliebte Rafaefs bei diesem Namen. C.
F. von Rumohr (Italienische Forschungen Ill p. 113) nimmt die Schvll
längst als unhaltbar verworfene Sage wieder auf, dass Rafael eine
Liebschaft in Urbino mit einer Töpferstochter gehabt habe, und
führt als Beweis dafür einen bemalten Teller an , worauf ein blon-
der Jünglülg ein Mädchen in einer Töpferwerkstätte umarmt. Dr-
G' K- Nagler (in Raphael als Mensch etc.) vermuthet selbst, dass
diese Töpferstochter nach Rom gekommen und dieselbe Person wie
die Fornarina sei! Ohne mich hier in diese Geschichtchen weiter
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