Volltext: Rafael Von Urbino Und Sein Vater Giovanni Santi (Erster Theil)

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Rafacläc 
Geliebte. 
und zugleich diese Art der Drucke, welche in Deutschland 
schon früher bekannt war  in Italien eingeführt. 
Bei Gelegenheit der Kupferstiche von Marc Antonio 
erwähnt Vasari zum erstenmal der Geliebten llafaefs, und 
berichtet dabei, dass derselbe sie gemalt; auch dass das 
Bildniss zu seinen Zeiten sich im Besitz des Kaufmanns 
Matteo Botti, eines grossen Freundes der Künstler, in Flo- 
renz befinde, der es als eine Reliquie aus Liebe zu Rafael 
aufbewahre. Noch bis zum Jahr 1677 wird es in den„Bel- 
lezze di Firenze" bei den Nachkommen des Botti erwähnt; 
dann aber fehlen alle sichere lNlachrichten darüber. Zwei 
Portraite sind es nun, welche nicht ungegründetexl An- 
spruch machen Rafaeks Geliebte darzustellen: Das frühere 
in jüngern Jahren zeigt uns ein noch nicht völlig beklei- 
detes, wohl kurz zuvor aus dem Bade gestiegenes Mädchen 
in einer Laube von Myrthen- und Lorbeersträuchen sitzend, 
ein frisches Kind der Natur. Geschmackvoll umwindet ihren 
1) Bekanntlich kommen Anfangsbuchstaben mit zwei Holz- 
stöcken von zweierlei Färben gedruckt, schon in den Ausgaben des 
Guttenbergischen Donat und im Psalter von 1457 vor. Als Erlin- 
der der Helldunkel von zwei Platten wird aber Joh. Ulrich Pilgrim 
gehalten, der um das Ende des 15. Jahrhunderts soll gelebt haben. 
Das älteste mir bekannte Helldunkel mit einer Jahrszahl ist eine Ge- 
burt Christi „Mair' 1499" gezeichnet. Bartsch (VI p. 364. Nr. 4.) 
kannte nur den Kupferstich ohne die Tonplatte, welche die Art der 
Zeichnung dieses Meisters mit feinen weiss aufgesetzten Schraflirun" 
gen vollkommen naehahmt. Ich sah dieses Blatt im Pariser Kupfer- 
stichcahinet, so wie ein anderes Helldunkel von drei Platten von 
H. Burgklnair mit der Jahrszahl 1510. Es stellt eine junge Frau vor, 
welche vor dem Tode flieht, der einen jungen Mann zur Erde ge- 
worfen hat. Bartsch (VII p. 215. Nr. 40.) gibt die Jahrszahl nicht 
an. Frühere Helldunkel von 3 Platten sind noch eine Ruhe in 
Ägypten von Lucas Cranach vom Jahr 1509; die drei Hexen von 
Hans Baldung Grün vom Jahr 1510; das Bildniss Jnlius ll von Hans 
Burgkmair vom Jahr 1511. Es unterliegt daher keinem Zweifel, 
dass nicht allein die Erfindung der I-lelldunkel von zwei, sondern 
auch die von drei Platten den Deutschen angehört, denn die frühe- 
ste Jahrszahl auf den Blättern von Hugo da Carpi ist von 1518, 
z. B. auf dem Tod des Ananias. Vergleiche die Geschichte der 
Holzschneidekunst von Jos. Heller S. 73.
	        
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