Volltext: Rafael Von Urbino Und Sein Vater Giovanni Santi (Erster Theil)

Rafael und 
Dürer. 
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kcn auch jene höchste, idealischc Schönheit, -in welcher 
Rafael alle überstrahlt, und hat Dürer keine so grosse und 
umfassende Werke der lWIalerei ausgeführt als die Vatica- 
nischeu des Rafael, so ist beides lediglich äusseru Ver- 
hältnissen zuzuschreiben, wie denn überhaupt die Wirkungs- 
weise selbst des origincllsteu Talents immer theilweis von 
seinen Umgebungen abhängig ist. Nicht zu leugnen ist 
aber, dass das deutsche Volk nur sehr wenige solcher Vor- 
bilder der Schönheit darbietet wie das Italienische, und 
ebenwohl den allgemeinen Sinn und das feine Gefühl für 
Grazie nicht besitzt, die wir noch jetzt bei den Italienern 
durchgängig wahrnehmen. Auch lebte Dürer in einer nur 
durch Industrie und Handel blühenden Binnenstadt, daher 
seine Bildung der einer freisinnigen, aber in ehrsamen 
Schranken lebenden Bürgerschaft entsprach und seine künsts 
lerischen Bestrebnisse den Charakter dieses Schauplatzes 
annahmen  Rafael dagegen, in seiner Jugend bald in 
dem mächtigen, glänzenden Florenz, bald am IIofe von 
Urbino und dann in der Hauptstadt der Christenheit, kam 
sogleich in grossartigere Verhältnisse, befand sich als jun- 
ger Mann in Umgebungen, welche die höchsten Anforde- 
rungen an ihn stellten und ihm die Mittel gewährten, die 
grossartigsten Aufgaben in der bildenden Kunst zu lösen, 
Aber ganz im gemüthvollen und hingebenden, deut- 
schen Charakter, der mit Liebe alles Grosse und Herr- 
liche, wo er es auch findet, anerkennend umfasst, sehen 
wir Albrecht Dürer huldigend Geschenke an Rafael senden, 
die zugleich einen Beweis gaben, dass er der angctragenen 
Verbindung würdig sei. Unter diesen Gaben befand sich 
auch sein eigenes Bildniss mit Wasserfarben auf feine Lein- 
wand gemalt, und zwar so, dass es sich auf beiden Seiten 
zeigte. Die Lichter ohne Auftrag von weisser Farbe wa- 
1) Dass Albrecht Dürer aber die Fähigkeit zu grossartigen 
Darstellungen besass, beweisen seine Compositionen zur Apokalypse, 
zum Lebe" dar Maria, zum Triumphbogen Kaiser Maximilialfs, und 
 Gemälde der h. Dreieinigkeit mit den versammelten Heiligen in 
ien.
	        
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