darzustellen, und auf diese Weise die Künstler
eben sowohl nach dem ihnen inwohnenden Genius,
als auch nach den Einwirkungen auf sie von aus-
sen sich entwickeln zu lassen. Unbeachtet ist es
bis jetzt geblieben, wie der durch Waifenruhm,
Gelehrsamkeit und Sitte vor allen andern in Ita-
lien sich damals auszeichnende Hof von Urbino
nicht wenig beigetragen sowohl das schöne Talent von
Giovanni zu wecken und nach der einfachen Sitte
jener Zeit in traulichem Umgang zu pflegen, wo-
von seine in Versen geschriebene Geschichte des
Federico da Montefeltro, Herzogs von Urbino,
ein schönes Zeugniss gibt; als auch wie selbst
Rafael bei seinem Aufenthalt in Urbino in den
Jahren 1504 und 1506 durch die fürstliche Fa-
milie und die am Hof versammelten ausgezeich-
neten Männer eine Anregung in der Geistesrich-
tung erhielt, welche bis zum Ende seines Lebens
fortwirkte; wie er hier Verbindungen der Freund-
schaft anknüpfte, die ihm nachmals am römischen
Hofe zum grössten Vortheil gereichten und bis
über seinen Tod hinaus fortdauerten.
Was die Behandlung der verschiedenen Ab-
schnitte insbesondere betrifft, so glaubte ich den
über Giovanni Santi in soweit anders als die nach-
folgenden behandeln zu müssen, als ich seine Ge-
mälde nicht streng chronologisch zu ordnen ver-
mochte, daher nach den Orten, wo sie sich be-