Leonardo
Vinci
Rum.
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mit Giuliailo de' Medici zusammen, der ihm besonders ge-
wogen war und ihn zu sich nahm, um in der Gesellschaft
des herrlichen, tiefsinnigen, genialen Mannes auf die unter-
haltendste Weise nach Rom zu reisen. Auch liess es der
Meister nicht an wunderbaren Ertindungen fehlen, um sei-
nen hohen Gönner zu ergötzen: aus Wachs verfertigte er
so zarte Fantasiegebilde, dass sie gleich Insekten auf die Hand
gesetzt vom leisesten Wind in die Lüfte geführt wurden
u. dcrgl. In. In Rom angelangt, nahm ihn auch der Papst
wohl auf und ertheilte ihm Aufträge, deren er sich würdig
zeigte durch Fertigung der h. Familie, nun in der Peters-
burger Gallerie, und wodurch er bewies, dass er in gründlicher
Zeichnung und vollendeter Modellirung von niemanden, selbst
von Michel Angelo nicht, sondern nur in grandioseren Bil-
dungen überboten werden konnte. Sicher versagte ihm Ra-
fael auch seine Anerkennung nicht, wie er sich denn über-
haupt nach seiner Liebenswürdigkeit freundlich zum altern-
den, obgleich noch in männlicher Kraft- stehenden Pro-
metheus, wie ihn Lomazzo nennt, wird gehalten haben.
Nicht so Michel Angelo, der, wie Vasari berichtet, in hef-
tigen Streit mit Leonardo gerieth, so dass dieser, in sei-
nen Erwartungen getäuscht, das Jahr darauf Rom, und im
Januar 1516 selbst Florenz verliess, als er sich wohl aber-
mals durch Michel Angeln von der hiitbewerbilng um. den
Plan zur Fagatle der Basilika Sliorenzo ausgeschlossen sah.
Als einen Beweis des Ansehens, welches Rafael er-
worben hatte, dürfte auch seine am 1. März 1514 erfolgte
Aufnahme in die Briiderschaft des Corpus Christi zu Ur-
bino zu betrachten sein. Ob nun unser Meister zu dieser
Zeit selbst in seiner Vaterstadt anwesend war, oder ob die
Briidersehaft nur durch eine vermittelnde Person in Rom
den nun berühmten und vermögenden Mann zum Vortheil
ihrer Anstalt zu gewinnen suchte, darüber fehlen aufklä-
rende Nachrichten. Indessen scheint es mir nicht wahr-
Sßhßilllißh, dass, wie Pungileoni vermuthet, Rafael schon
im Frühjahr 1513 mit dem Grafen Castiglioile nach Ur-
bilm gereist Sei, um dort der Aufführung der von Ber-
m-Wd" da Bibiella geschriebenen Comödie der Calandra bei-