212
Bilaieme
Ingh ira-nli.
ausgezeichnete Werke ausführen, wie wir später sehen
werden. (
Zu den besondern Gönnern Rafaefs gehörte auch Ber-
nardo Dovizio da Bibiena, durch Leo X zum Cardinal von
S. Maria in Portico ernannt, dessen Bekanntschaft wir
schon am Urbiner Hof zu machen Gelegenheit hatten. Von
seinen .Absichten, Rafael durch Verwandtschaft zu fesseln.
werden wir bei Gelegenheit eines Briefes des letztem an
seinen Oheim Ciarla nähern Aufschluss erhalten. Zweimal
scheint Rafael dieses Gönners Bilduiss gemalt zu haben.
von denen das eine durch den Grafen (Iastiglione nach
Spanien kam und sich nun im Madridcr Museum befindet;
das andere, grösstentheils von der IIand eines Schülers aus-
geführt, zeigt man im Palast Pitti zu Florenz. Vortreff-
lich hat Rafael in diesen Bildnissen den klugen, gewandthe-
redten Staatsmann, den witzigen Gesellschafter dargestellt.
Sogleich nach dem Regierungsantritt Leo's malte Rafael
das Portrait eines andern ausgezeichneten Mannes, der sich
gleich Bibiena des Schutzes der Medici von Jugend auf
341 erfreuen hatte, nämlich des Bibliothekars Tommaso
Phaedra lnghirami aus einer edeln Familie zu Volterra.
Als ein zweijähriges Kind ward er nach dem Tode seines
in den Unruhen iungekomnlenen Vaters im Jahr 1472 nach
Florenz gebracht, von den Medici freundlich in Schutz ge-
nommen und in seinem 13. Jahr nach Rom gesendet, wo
er sich rasch entwickelte und schon sehr friihe durch Geist und
Gelehrsamkeit die Aufmerksamkeit auf sich zog. Den Namen
Phädra erhielt er wegen eines auffallenden Beweises seiner Ta-
lente und seiner Geistesgegenwart. Als er nämlich einst mit ci-
nigen gelehrten Freunden vor dem Cardinal von S. Gior-
gio Seneca's Trauerspiel: Hippolytils, aufführte, in wel-
chem er die Rolle der Phädra übernommen hatte, und zu-
fälligerweise die Maschinerie in Unordnung gerieth, w0_
durch das Schauspiel unterbrochen wurde, trat er hervor
und unterhielt die Zuschauer in improvisirtcn, lateinischen
Versen. Alles klatschte. ihm Beifall zu und rief ihn beim
Namen Phädra, den er von dieser Zeit an in seiner Un-
terschrift sich beilegte. Alexander VI schickte ihn als Ge-