208
Bembo.
Pietro
scheint, zweimal dessen Bildniss, einmal nur den Kopf
ohne Bedeckung, das andere mal die halbe Figur in der
Haltung eines liebenswürdigen, vollkommenen Mannes bei
Hofe, dem Bild entsprechend, welches der Graf selbst in
seinem Cortegiano so anziehend entworfen hat. Heiteres
Wohlwollen und eine edle Bildung leuchten aus den klaren,
blauen Augen; die ganze Haltung entspricht derjenigen,
wenn man zu freundlicher Unterhaltung bereit ist Dieses
herrliche Bild, überaus frisch im Colorit und meisterhaft
behandelt, befindet sich nun im Pariser Museum.
Pietro Bembo ist ein anderer der gelehrten und ver-
trauten Freunde BafaePs, dem wir schon früher begegnet.
Immer nur auf kurze Zeit war er in den Jahren 1510 und
1511 in Rom, blieb aber, seit er 1512 mit Giulio de' Me-
dici dahin gereist war, bis 1519 daselbst. Leo X, noch
ehe er das Conclave verlassen hatte, ernannte ihn zu sei-
nem Geheimsehreiber mit einem Jahrgehalt von 3000 Scudi.
Bettinelli sagt, dass in der Latinität mit ihm das Zeitalter
Augustus von neuem .begonnen, dass er mit gleichem "Er-
folg einem Cicero und Virgil nachgestrebt, und dass seine
reiniliessende Schreibart an Petrarca und Boccaccio erinnere.
Marcus Antonius B'laxnini11s Carm. L. I. de laudibue Mantuae Be-
Weise:
g Felix Mantua, centiesque felix
Tantis Mantua dotibus beata;
Sed felix magis, et magis beata,
Quod his temporibus, rudique saeclo
Mngnnm Castaliona protulisti.
Ein anderes Gedicht von INaminius rühmt den Castiglione als
Krieger und Dichter:
Si-truculenta ferox irrumpis in agmina, Marte
Diceris invicto Castilione satus;
At molli cithara si condis amabile carmen,
"Castalia natus diceris esse Dea.
Der Graf Castiglione war seit 1525 päpstlicher Gesandter am
Hofe Karl V und starb auch in Spanien am 2. Februar 1529. Sein
Leichnam wurde nach Mzmtua gebracht. Das Grabmal in der Kir-
che alla Madonna delle Grazie, einige Miglien von Mantua entfernt,
ist nach der Zeichnung von Giulio Romano ausgeführt, und Bembo
machte die Grabschrift dazu.