Petra"
Befä-eiuny.
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wir, wie der Bote Gottes, eine himmlische Gestalt, den
noch träumenden Apostel durch die eingeschlafenen Solda-_
ten hindurchfiillrt; links wie ausserhalb des Gebäudes diese
bestürzt über die lüntweichung erwachen und nachforschend
herumlaufen. In beiden ersten Darstellungen geht die Be-
leuchtung vom Glanz des Engels aus, im letzteren 'l'heil von
der Fackel eines der Wächter und dem schwachen Glanze des
Mondes im ersten Viertel. Iliedurch entsteht ein eigenes
Spiel iläehtlicher Beleuchtung, welches Rafael der Wirk-
lichkeit abgelauscht hatte. Es ist bei den Italienern eins
der frühsten Beispiele eines Nachteffects, daher es allge-
meine Bewunderung erregte und auch jetzt noch wegen der
grossartigen Behandlungsweise bewundert zu werden ver-
dient. Die Wache habenden Soldaten tragen statt der an-
tik-römischen Rüstung, wie es sich hier geziemte und wie
sie Rafael auch sonst anzuwenden pllegte, eiserne Panzer
und Waffen seiner Zeit, was die von Bellori ausgespro-
chene Vermuthung unterstützt, dass diese Darstellung eine
Anspielung auf die ans Wunderbare grenzende Befreiung
Leo X aus der französischen Gefangenschaft sei, in die er
als Cardinallegat bei der Schlacht von Ravenna gerieth.
Wahrscheinlich erhielt selbst Rafael gleich bei der ersten
Unterredung mit dem neuerwählten Papst den Auftrag da-
zu, indem seine Befreiung grade im vorangehenden Jahre,
an demselben Tage seiner Erhöhung zum Pontiiicat statt-
iand, und er nun, der Freude vbll, seine Geduld im
Gefängniss, seine wunderbare Rettung und den schnellen
Wechsel des Glücks auf diese Weise verewigt wissen
wollte.
Das vierte grosse Bild des zweiten Zimmers zeigt uns
den welterobernden Attila, wie er von den Schutzpatronen
Roms geschreckt, durch Leo I bewogen wurde Italienwie-
der zu verlassen. Nach den historischen Berichten war es
Kaiser Valentinian III, welcher" den Bischof Leo, einen sehr
bßfßdten, Ehrfurcht gebietenden Lehrer der Christen, dem
Ilmmenkönlä auf seinem Zug gegen Rom im Jahr 452 zur
{lnterllalllllllng des Friedens entgegensandte. Viele Grosset
begleiteten LCD; er traf Attila am Flusse Oglio bei der