Angela's
ßliclael
Kluye
über
Rafael.
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Wir kommen noch einmal auf den Propheten Jesajas
in S. Agostino zuriick, um die unverbiirgte Sage 1) zu be-
richten, nach welcher der Besteller den für das Gemälde
verlangten Preis zu hoch fand und daher den Michel An-
gelo darüber befragte, welcher dann das Werk betrachtend,
soll gesagt haben: „Das Knie allein ist den geforderten
Preis werth." Durch Unvorsiehligkeit eines Saeristans zur
Zeit Paul IV, der das Bild waschen wollte, wurde es so
sehr verdorben, dass Daniele dauVolterra den Auftrag er-
hielt, es herzustellen. Iliedurch hat die Malerei sicher an
Schönheit eingebiisst, und dürfte dem Miehelangelesken
Styl noch verwandter erscheinen, als es ursprünglich der
Fall war.
Noch haben wir eine andere den Rafael betreffende
Aussage zu erörtern: Condivi 2) sagt nämlich, dass, nachdem
Michel Angelo die Ilälfte der Decke der Capelle Sixtina
gemalt hatte, Bramante auf Anstiften Rafaefs den Papst
habe überreden wollen die andere Hälfte derselben dem
Rafael zum Ausmalen zu übergeben. Dieses habe den Michel
Angelo sehr beunruhigt; die Sache sei aber auf dessen
Vorstellungen vom Papst zu seinen Gunsten entschieden
worden. Ähnliches berichtet Vasari, ohne jedoch den Ba-
fael anzuklagen und alles dem Neid des Bramante zuschrei-
bend. Dass aber beide Biographen diese Aussage aus Michel
Angelds eigenem Munde haben konnten, bezeugt eine Stelle
aus dessen Brief, welchen Sebastiano Ciampi 3) bekannt ge-
macht hat, und der folgendermassen schliesst: „An allen
den Mishelligkeiten zwischen Papst Julius und mir war der
Neid desBramantc und des Rafael von Urbino Schuld; und
dies war die Ursache, weshalb, um mich zu Grunde zu
richten, das Grabmonunlent bei seinen Lebzeiten nicht aus-
1) J. RICIIIIYÖSOII Truitä de Ia, peinture III p. 154.
2) Ascanio Condivi de 1a ripa 'I'ransone; Vita di ßlicbcl Angele
Buonarroti. Ruma, 1563. p. 33.
S) Lettera di lklichelangiolo Bonarroti per giustiiicarsi ßßiifrü 18
galunne degli emuli e de" nemici suoi sul proposito del sepolcro di
Papa Giulio II trovata da S. Ciampi. IPirenze 1884. S. p- 7.