Bildnisse Julias
II u.
Hzdericzfs
1'073
Zllantua.
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eine heilige Familie, die auch unter dem Namen Madonna
di Loreto bekannt ist, da sie sich nachmals im Schatze je-
ner Kirche befand; jetzt ist sie verschollen. Maria (halbe
Figur) steht vor einem Bette, auf welchem das Christkind
liegt. Eben hat sie nun den Schleier gelüftet, der dasselbe
bedeckte, und der erwachte Knabe, den sie liebreich be-
trachtet, streckt lebhaft seine Ärmchen aus, wodurch Seine
Gestalt sich in ihrer ganzen Schönheit zeigt. Dem reizen-
den Bild der mütterlichen Pflege ist noch ein Joseph bei-
gegeben, der hinter der Jungfrau, auf einen Stab gestützt,
dem Bilde Rundung und Fülle verleiht. Vasari und noch
Sandrart sahen es bei hohen Festen in besagter Kirche in
Rom, nebst einem Portrait des Papstes Julius II "ausgestellt,
welches gleichfalls von Rafaefs Hand um dieselbe Zeit wie
die heilige Familie entstanden war und ein Geschenk des
Papstes an die Kirche gewesen sein dürfte, da er sie be-
sonders begünstigte. In diesem herrlichen Bildniss, nun im
Palast Pitti zu Florenz, sehen wir den Fürsten zwar schon
alt, aber noch voll Energie die beiden Arme des Lehnses-
sels fassend, gleichsam im Begriffe zu neuen Thaten aufzu-
stehen. Wenn Vasari sagt, es sei so lebendig und wahr
gemalt, dass man den Papst selbst zu sehen glaube und
dass man sich vor ihm fürchte, so ist damit nicht zu ver-
stehen, als habe ihn Rafael l1ier., wie in seinen Frescoma-
lereien im Charakter eines gebieterischen, Furcht erregen-
den Herrschers dargestellt, sondern er zeigt ihn uns hier
in einem ruhigern Moment, wie es bei einem Portraite an-
gemessen ist, obgleich daraus die ganze Individualität sei-
nes kräftigen und ilnternehmenden Charakters durchblickt.
Zwei andere Portraite, welche Rafael um dieselbe Zeit
malte, sind die des jungen Marchese Federico von Mantua
und des Parmesan, des Papstes Liebling. Ersteres, dessen
lange Haare ein rothes Barett bedeckt, kam mit den Ge-
mälden aus Mantua in die Sammlung des Königs von Eng-
land KarYs I, und soll nach vielen Wanderungen nach
Lolldml zurückgekehrt sein. Das zweite sah im Jahr 1530
der Anonyme des Morelli im Haus des Antonio Foscarini
111 Venedig, der es von Ottaviano Sforza, Bichof von Lodi,