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Fruncids
Sonett
Madonna di Loreto.
kniende Maria, während segnend der verkündende Engel
von der Linken herbeieilt. Über ihm schwebt Gott Vater-
in einer Glorie von Engeln, den heiligen Geist herabsen-
dend.
Nach Ankunft dieser Bilder hat wohl Francesco Fran-
cia jenes Sonett zum Lobe RafaePs gedichtet, welches Mal-
vasia zuerst mitgetheilt hat. Es ist ein rührendes Zeugniss
der Freundschaft und Ilochschätzung des ihm an Jahren
überlegenen und in seiner Kunst schon in langerworbenem
Ansehen stehenden Kunstgenossen, dessen Charakter durch
eine irrige Nachricht bei Vasari so falsch beurtheilt worden
ist. Das Sonett lautet folgendermassen:
Dem vortrefflichen Maler Rafael Santi, dem Zeuxis
unseres Jahrhunderts, von mir Francesco Raibolini,
Francia genannt.
Nicht Zeuxis hin ich noch Apoll, die Ehre
S0 hoher Namen will mir nicht gebühren,
Noch will Talent und T ngeml so mich zieren,
Dass Rafael mir evfges Lob gewähre.
Du Einiger, dem des Himmels Gunst, die hchre,
Sieg allwärts schenkt, ob Allen zu regieren,
Sprich, welche Kunst liess Solches dich vollführen,
Dass, gleich der Alten Ruhm, dich Ruhm verkläre?
GlücksePger Jüngling, früh emporgeschwebet
Zu solcher Hölf, wer mag voraus ergründen;
Wozu gereifte Kraft dich wird begeistern?
Besiegt beugt sich Natur, und, neu belebet
Von deinem Täuschen, wird sie preisend künden,
Dass du der Meister seist ob allen Meistern.
Zu den Staffeleibiltlern, welche Rafael während den
drei ersten Jahren seines Aufenthalts in Rom ausfuhrtc,
sind noch folgende zu zählen: Für die von Papst Sixtus IV
erbaute Kirche S. Maria del Popolo, und wahrscheinlich in
Auftrag des eben genannten Cardinals Riario, malte Rafael