Die
Schule
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Athen.
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eine sehr lebendige Weise verschiedene Grade der-Fähig-
keiten dargestellt: Dem ersten vorn kniendexi sieht man es
an, dass er bei aller Anstrengung doch zu wenig Fassungs-
kraft besitzt, die Demonstration zu begreifen, während, der
sich auf ihn stützende Jüngling sie soeben scheint gefasst
zu haben, und ein dritter dabei kniender, schon der Sache
Herr, sich über dieselbe mit einem vierten Studiengenossen
unterhält, worüber dieser freudig seine Bewunderung äussert.
Letzterer, ein schöner sich herabneigender Jüngling, ist nach
Vasari das Bildniss des jungen Marchese Federico II von
Mantua, nachmals von Kaiser Karl V zum Herzog er-
hoben, der zu Rom aber beim Entstehen der herrlichen
Kunstwerke so sehr für die Kunst begeistert worden, dass,
zurrRegierung gelangt, er Giulio Romano zu sich nach
Mantna berief und dort ein ähnliches Kunstleben förderte.
Bei dieser Gruppe stehen noch zwei ehrwürdige Ge-
stalten, Repräsentanten der Astronomie und Astrologie. In
dem vonrRücken gesehenen Manne in königlicheiu Mantel
und mit königlicher Krone auf dem Ilaupte haben wir nach
der zu RafaePs Zeit allgemein verbreiteten Vorstellung 1)
den Astronomen Ptolomäus zu erkennen. Er hält eine Ku-
gel in der Hand, welche vor der Herstellung des Gemäl-
des durch Maratti die Sternbilder dürfte enthalten haben.
Der bärtige Mann, welcher eine Himmelskugel in der Rech-
ten hält, stellt den Magier Zoroaster vor, welcher der Sage
nach durch seine Voraussagungen sich das Reich der Bak-
selbst wird bei der Mathematik Euklid als der Fiirst dieser Disci-
plin angesehen. Zu der Benennung Archimedes, deren sich Vasari
noch nicht bedient, obgleich er die Figur genau beschreibt, dxat
wohl das erst unter Paul III von Perino del Vaga im Sockel ge-
malte Bildchen Anlass gegeben, indem es die Ermordung des Ar-
chimedes in Syrakus darstellt.
1) Siehe die nur erwähnte Margarita Philosophien. Hier be-'
ühdeusich ein mit, dem Namen versehener Holzschnitt im Eingang
zum siebenten Buche, wo Ptolemäus mit königlicher Krone darge-
stellt ist, weichem die allegorische Figur der Astronomie den Mond
und die Sterne Zeigt- Es scheint, dass man diesen Ptolomäus von
dem Gßäßhlßchte der ägyptischen Könige glaubte.