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Die
Schule
Athen.
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Nachfolger einsetzte, und Endemus von Rhodus oder auch
Nikomachus zu suchen. Dikäarch aus Messana und Aristo-
xenns aus Tarent, der hlusiker, sind wohl in den hintern Fi-
gnren dargestellt; und in den drei vorderu die Stoiker Zeno
aus Kition in Cypern, Kleanth aus Assus und Chrysipp aus
Soli oder Tarsus, von denen der erstere der Stifter, letz-
terer, nach Diogenes aus Laerte, die Stütze der Stoa und
so berühmt durch seine Dialektik war, dass viele dafür hiel-
ten, wenn bei den Göttern Dialektik, keine andere sei, als
die des Chrysipp. Durch die zwei hinter diesen wandeln-
den Philosophen wollte wohl Rafael auf die Benennung der
Peripatetiker (die Auf- und Abgehenden) anspielen, wie sich
die Schüler des Aristoteles nannten, da ihr Dleister im Ly-
ceum mit ihnen wandelnd, sie zu unterrichten pflegte.
In der Mitte auf den Stufen liegt nachlässig und fast
entblösst Diogenes aus Sinope, der Cyniker, eine Tafel in
der Hand haltend und ganz in Nachdenken über das Nie-
dergeschriebene versenkt. Dieser merkwürdige Sonderling
(414 vor Chr. geboren) war der ausgezeichnetste Scl1ü-
ler des Antisthenes, stiftete die strenge Tngendschule,
ging in der Strenge noch weiter als sein Lehrer und ver-
wandelte Tugend und Weisheit in cynische Ascetik. Der
Spruch, den er immer im Munde führte, war: „Dass Nichts-
bedürfen den Göttern eigen sei; so wenig als möglich aber
ihnen ähnlich." Auch sehen wir hier neben ihm die Trink-
schale, das einzige Geräthe stehen, dessen er bedurfte, bis
auch dieses ihm überiiüssig schien, als er einen Knaben
aus der Hand trinken sah.
Theilweis Verschieden von dem Cynismus und dem
Stoismus war der zu gleicher Zeit sich erhebende Epi-
kuräismus. Wie die Cyniker und die Stoa strebte Epikur
(geb. im J. 342 v. Chr. zu Gargettus bei Athen) nach in-
dividuellem Genügen, aber er setzte das höchste Gut des
Menschen in Glückseligkeit, und suchte dieselbe in harmo-
nischer Befriedigung der geistigen und sinnlichen Genüsse.
Weisheit und 'l'ugend übten die Epikuräel" nur ihrer Folgen
wegen und als Mittel zum Vergnügen. Auch lebten sie
deshalb mässig, Leidenschaften und den Schmerz unter-