Volltext: Rafael Von Urbino Und Sein Vater Giovanni Santi (Erster Theil)

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Die 
Schule 
1'071 
Atlzen. 
sehen 1) t" genannt, als 70jähriger Greis den Giftbecher ge. 
leert. Tiefer im Grund hinter Sokrates erblicken wir ei- 
nen andern seiner Freunde und Verehrer, entweder Eu- 
klides von Megara, den Stifter der dialektischen Schule, 
welcher den Ilauptgrulzdsatz der Eleaten: „dass nur Eins 
sei," wieder aufstellte, und als Sokratiker dieses Eins 
nicht nur das Wahre, sondern auch das Gute nannte; oder 
Antisthenes aus Athen, den Stifter der strengen T ilgend- 
schule, welche, wegen der anstössigen Unbefangeilheit ih- 
rer Anhänger gegen die öffentlichen Sitten in Befriedi- 
gung natürlicher Bedürfnisse, die Cynische oder händische 
genannt wurde. Er war ein Mann voll heroischen Tugend- 
eifers und stolz auf seine Selbstbeherrschung. Das höchste 
Gut des Menschen setzte er in die '_l'ugend, das Wesen 
derselben aber in das Entbehren aus Freiheit und Unab-. 
hängigkeit von dem Äusserxi, wodurch der Mensch Gott 
ähnlich werde. 
Wir, sind nun zu dem grössten der Schüler des So- 
krates, zu Qtpm gelangt, welcher mit Aristoteles in der 
Mitte der versammelten Philosophen steht. Sie scheinen 
im Streitgespräche über ihre philosophischen Systeme begrif- 
fen, die sich denn auch in mehreren wesentlichen Beziehungen 
entgegenstehen und im Mittelalter und besonders zu Ra- 
fael's Zeiten zu leidenschaftlichen Kämpfen unter 1116010- 
gen und Philosophen Veranlassung gegeben haben. Plato, 
aus S0lon's Geschlecht entsprossen (430 Jahre vor Christus 
geboren), ist anerkannt einer der edelsten und begabtesteil 
Menschen, die je gelebt, und rücksiehtlich seines sittlichen 
Charakters würdig seinem Lehrer Sokrates zur Seite zu stehen. 
Durch Studien, Reisen und Contemplation hatte der geniale 
Denker sich auf einen höhern Standpunkt der Speculation 
erhoben, als alle ihm vorangegangenen Philosophen; ein ' 
Standpunkt, auf welchem er das Wahre aller philosophischen 
Bestrebungen seiner Zeit zu vereinigen strebte, und durch 
seine tiefe Erkenntniss, dass ein höchster Gott ist, der 
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Ausspruch lautete, nach Dißgelnes 
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