Volltext: Rafael Von Urbino Und Sein Vater Giovanni Santi (Erster Theil)

Die 
Schule 
Athen. 
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löl 
unter diesen Athcniensischeil Weisen gestellt haben mag. 
Hinter ihm steht ein schöner Jüngling, vielleicht Empe- 
dokles, sein jüngerer, dichterischer Zeitgenosse, der sich 
einerseits der Naturphilosophie des Auaxagoras aunäherte, 
andrerseits aber durch seine Lehre von den Gegensätzen 
in Bezug steht guf die Pythagoräische Philosophie. Rafael 
hat in ihm das Bildniss seines damals in Rom anwesenden, 
erst QÜ Jahr alten Landesherrn Francesco Maria della Ro- 
vere I-Ierzog von Urbino aus besonderer Zuneigung ver- 
ewigt.   
Links, dem diistern Ieleraklit gegenüber, steht an eine 
Säulcnbasis gelehnt, wahrscheinlich Demokrit aus Abdera, 
der vielgereiste, von seinen Landsleuten verkannte, heitere 
Naturforscher, der in den Vergehen der Menschen statt 
Bosheit nur 'l'horheiten sah. Da er sich auf fünf verschie- 
dene Fächer, Logik, Physik, Ethik, Mathematik und die 
Musenkiiilste insgesammt verlegte, wurde er auch der fünf- 
fach Bemühte genannt. In unserm Gemälde ist er in einem 
Buche blätternd dargestellt. Sein Haupt ist mit Laub be- 
kränzt, wohl um anzudeuten, dass er durch seine Forschun- 
gen sich den frohen Genuss des Lebens nicht verkümmern 
liess, wie denn auch „Wohlsein durch Gleichmuth" sein 
praktisches Prineip gewesen. Der hinter ihm stehende, ihn 
umfassende Jüngling, sicher einer seiner vielen Anhänger, 
dürfte Nausiphanes aus Teios, der nachmalige Lehrer des 
Epikur sein. Ob der ältere Mann, welcher ein Kind zu 
Demokrit zu tragen scheint, nur einen Greis vorstellt, der 
nach der Athenienser Weise den Knaben in die Schule der 
Philosophen gebracht, um von ihnen sich dessen Anlagen 
angeben zu lassen, oder 0b wir in ihn: Zeno aus Elea 
(blühte 460 vor Chr), das Haupt der eleatischen Dialektik, 
zu erblicken haben, mag hier dahingestellt bleiben. Letztere 
Annahme würde aber einen passendenÜbergang zu der 
 dem Greise zunächst auf der obern Stufe befindlichen Gruppe 
bilden, die ich für Repräsentanten der Sophisten zuhalten ge- 
"Ciät bilh gegen welche demnächst Sokrates siegreich mit 
seiner ethischen Dialektik in Kampf trat.
	        
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