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Das
des
Bild
Silmlervflzlls.
ehrung des Volkes, wie die vorgenannten Figuren auf die-
jenige der christlichen Gelehrten und Geistlichen. Dage-
gen zeigt sich mehr im Ilintergrund eine Gruppe von vier
Theologen verschiedener Art ganz vom Altar abgewendet,
was offenbar eine Absonderung von der allgemeinen Kirche
andeutet; noch entschiedener spricht sich die Häresie in
dem im Vordergrund von mehreren Zuhörern umgebenen
Sectirer aus, der aus der Schrift einen einseitig aufgefass-
ten Lehrsatz darzulegen scheint. Diese Gruppe entspricht
dem gegenüber auf der lilrken Seite dargestellten heidni-
schen Jüngling mit dem christlichen Philosophen; denn wie
dieser denselben auf den Gehorsam verweist, so hier ein
edler Jüngling den Grübler auf den Glauben derer, welche
wir als Repräsentanten der gläubigen Geistlichen, der Ge-
lehrten und des Volkes bezeichneten. Glauben und Gehor-
sam sind aber die zwei Hauptbedingungen, welche die Kirche
von den lhrigen fordert. Noch bleibt uns übrig einen Do-
minicaner zu betrachten, welcher an der äussersten Seite
des Bildes links steht und in dem man den Seeligen Fra
Angelico da Fiesole erkennt. Er fand hier, als der wür-
digste Repräsentant der theologischen Maler, eine eben so
angemessene Stelle, wie gegenüber im Bilde der Schule
von Athen Meister Rafael selbst, als philosophischer Ma-
ler. Zur weitern Andeutung des allgemeinen kirchlichen
Lebens sieht man im landschaftlichen Hintergrund die Er-
bauung einer hochgelegenen Kirche.
Als Übergangsbilder zu den nächsten grossen Wand-
gemälden sehen wir an der Decke nach der Seite der Ju-
risprudenz zu die Darstellung des Sündenfalls, als negati-
ven Grund aller den Menschen dargereichten Heilsanstalten
zur Erlösung. Auf der entgegengesetzten Seite, nach dem
Bild des Parnassus zu, ist die von Apollo über Marsyas
verhängte Strafe dargestellt, Befremdend erscheint anfang-
lich die Beziehung dieses Gegenstandes auf die Theologie,
allein nicht unangemessen werden wir sie finden, wenn wir
den ersten Gesang von Dante's Paradies aufschlagen und
darin die Anrufung an Apollo lesen, worin der Dichter ihn
bittet, gleichwie er Marsyas seiner Hülle entnommen habe,