Volltext: Rafael Von Urbino Und Sein Vater Giovanni Santi (Erster Theil)

Zinmzer 
della 
Segnatura. 
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des Zimmers della Segnatura ausschmücken. Die Decke 
desselben war schon durch Gio. Antonio Bazzi, il S0- 
doma genannt, ausgemalt worden, und nach den noch 
erhaltenen Überresten zu urtheilen, hatte er sie nur mit 
mythologischen Gegenständen verziert. Hieraus geht of- 
fenbar hervor, dass kurz vor RafaePs Ankunft man noch 
weit entfernt war, an einen Gegenstand zu denken, wie 
dieser ihn nun auszuführen begann. Es ist daher wahr- 
scheinlich, dass der Papst den Künstler selbst dazu aufge- 
fordert hatte, ihm Vorschläge "für die hier auszuführenden 
Darstellungen zu machen. Rafael nun, von seiner grossar- 
tigen Umgebung gehoben, ergriff alsobald einen Gegen- 
stand, welcher eben so sehr der Bestimmung des Orts an- 
gemessen war, wie der geniale Künstler sich durch dessen 
Wahl den hohen Ansprüchen seines erhabenen Gebieters 
würdig erwies. 
Man hat zwar in neuern Zeiten wegen des Aufwandes 
von Gelehrsamkeit, welcher bis ins Einzelne in den Male- 
reien des Zimmers Riella Seguatura verbreitet ist, auch 
die Idee dazu dem Künstler absprechen und sie entweder 
dem Besteller oder irgend einem Gelehrten des Hofes zu- 
schreiben wollen. Unstreitig aber zeigt die Conception des 
gewählten Gegenstandes, der sich auf die geistigen Rich- 
tungen bezieht, auf denen das höhere Leben des Menschen 
beruht, dass sie nicht von dem mehr im Leben praktisch 
gebildeten Julius 11') herrühren könne; und so sehr auch 
zugegeben werden muss, dass. der hauptsächlich künstle- 
risch gebildete Maler im Einzelnen sich der Hülfe von Ge- 
lehrten bediente, wie dieses aus einem Brief RafaeYs an 
den Dichter _L0d0vic0 Ariosto, worin er ihn wegen der 
1) Als Michel Angele das Modell für des Papstes Bronzestatue 
in Bologna fertigte, fragte dieser einst den Künstler, 0b die lebhaft 
aufgehobene Rechte Segen oder Fluch bedeute?  worauf Michel 
Angele gewandt entgegnete: Sie empfiehlt den Bolognesern weise 
zu sein. Und fragte darauf den Papst, ob er ihm in die Linke ein 
Buch geben solle? worauf Julius rasch erwiderte: Nein, gib mir ein 
Schwert, denn ich bin kein Gelehrter.
	        
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