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Unvollendct gelassene
Bilder.
sein. Noch ist dabei zu bemerken, dass aus der Stelle:
"nach Ostern werden wir dabei sein", sich schliessen lässt,
Rafael habe schon damals Gehülfe, Schüler gehabt, die
ihm bei seinen Arbeiten beistandeil. Wir ersehen ferner
aus dem Brief, dass sein Oheim sich nach seinen Geldan-
gelegenheiten erkundigt hatte, wie denn in einem spätem
Briefe Rafaefs an ihn diese Sorgfalt um das Wohlergehen
seines Neffen noch deutlicher hcrvortritt, indem Rafael ihm
sehr befriedigende Auskunft über seine finandiällen Verhält-
nisse gibt.
Ob nun Rafael wirklich den gewünschten Empfehlungs-
brief erhielt, und wenn er ihn erhalten, ob er Gebrauch
davon gemacht u. s. w., darüber sind wir ohne alle Nach-
richten; nur so viel wissen wir, dass er um die Mitte des
Jahres 1508 in Eile Florenz verliess, dem Ruf nach Rom
folgend, um in den Dienst des Papstes Julius II zu tre-
ten. Er liess namentlich, wie bereits gemeldet, die unter-
malte grosse Altartafel für die Florentiner Familie Dei un-
vollendet, beauftragte seinen Freund Ridolfo Ghirlandajo
den blauen Mantel einer Madonna, für einen Edelmann in
Siena bestimmt, zu beendigeil, und scheint demselben
noch ein zweites Gemälde zur Vollendung zurückgelassen
zu "haben. Es ist dieses ein grösseres Bild, nun im Besitz
des Hrn. Solly in London, und stellt die h. Jungfrau mit
dem Kinde in einer Glorie auf Wolken dar, wie sie dem
Apostel Thomas ihren Gürtel reicht; neben ihr stehen noch
die Apostel Paulus und Philippus und der h. Franciscus.
So dürften auch noch mehrere kleinere Bilder in erst vor-
bereitetem Zustande zurückgeblieben sein, da wir deren
aus jener Epoche mehrere antreffen. Zu diesen ist das
Bildchen der h. Familie zu rechnen, in welchem Joseph, auf
einen Stab gestützt, auf die Jungfrau niedersieht, welche
das auf einem Lamm reitende Jesuskind hält. Dann das
Täfelchen, auf welchem Maria kniend das neben ihr auf
einem Rasenhügel sitzende Christkind hält, da es sich ver-
langend nach dem kleinen", vor ihm knienden Johannes
neigt, der in einem Pergamentstreifen aufmerksam zu lesen
scheint. Emllich gehört noch ein Dladonnenbildclien, der