Studien
ZUT
Grublegzlng.
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So sind allein in England vier Entwürfe zu der Darstellung
der Grablegung vorhanden: zwei derselben aus dem Cabi-
net Crozat, welche der Graf von Caylus in Kupfer ge-
stochen, stellen wirkliche Grableguilgen vor, worin der
Leichnam des Izleilandes auf ähnliche Art, wie in dem Bilde,
von zwei Männern getragen wird. In der einen Skizze
kniet Maria mit gefaltenen Händen klagend, von Johannes
und den Frauen umgeben. Die andere, wo Magdalena her-
beieilt, ist, weil die Figuren unbekleidet sind, irrig der
Tod des Adonis genannt worden. Frühere Entwürfe schei-
nen die zwei anderen Federzeichnungen zu sein, wo der
Leichnam Christi mit dem Kopfe auf dem Schoose der Ma-
ria ruht, und mit dem untern Theile des Körpers auf dem
der dabei knienden Magdalena. Von ausgezeichneter Schön-
heit ist besonders der eine dieser Entwürfe, welcher im
Faltenwurf noch "entfernt an die Manier des Perugino er-
innert; er befand sich ehedem in der Sammlung Fries in
Wien und ist vortrefllich von C. Agricola gestochen. Den
andern, aus der Sammlung Denon in Paris, hat Landon
in seinem Werke über Rafael unter N. 297 in Umriss ge-
geben. So schön und originell indessen auch letztere Com-
positionen sind, so scheint Rafael doch für diejenige, wel-
che Andrea Mantegna in Kupfer gestochen, und die er
sich selbst in sein schon öfters eingeführtes Skizzenbuch
abgezeichnet eine solche Vorliebe gehabt zu haben, dass
er glaubte sich von jener Composition nicht ganz entfernen
zu dürfen; zum wenigsten ist die Einwirkung derselben auf
die seinige nicht ganz in Abrede zu stellen. Indessen hielt
er sich keinesweges streng daran, sondern vervollständigte
und bildete sie ilach seiner Individualität und nach seinem
höhern Sinne für Schönheit um, wie er dieses schon früher
mit einigen Compositionen seines Meisters gethan, und wie
dieses überhaupt in den frühern Epochen der sich lebendig
entwickelnden Kunst öfters zu geschehen pflegt, wo ein vor-
in
l) Siehe das WVerk des Ab.
meinem Verzeichuiss N0. 45.
Tab.
Cclotti
XXI
XXII
und
und