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Fa-milie
dem
IIa-usc
Lhniyiani.
einem Wiesengrund in der Nähe der Stadt niedergelassen,
wohl um in der Einsamkeit sich in dem in, ihrer Iland halten-
den Psalter zu erbauen. Da kommt Elisabeth mit ihrem klei-
nen Johannes hinzu, kniet bei Maria nieder und lässt die
beiden Knaben sich freudig begegnen, deren gegenseitige
Gedanken in dem „Ecce Agnus Dei" auf dem Pergament-
streifen angedeutet sind. Joseph, der auch hinzugekommen,
stützt sich mit beiden Händen auf einen Stab, und scheint
mit Elisabeth im Gespräch zu sein, während Maria tief be-
wegt die bedeutungsvolle Unterhaltung der Kinder betrach-
tet. Oben aus den Wblken schauen sechs Engelknaben,
immer drei zu jeder Seite, der himmlischen Scene auf Er-
den bewundernd zu, und mildern in der Composition die
strenge Pyramidalform der Ilanptgrnppe I). Ein köstliches
Bild voll Rafaelischer Grazie und Schönheit.
Wichtiger noch für RafaePs sich entwickelndes Talent
war der Auftrag, welchen Atalante Baglioni zu einem Bild
der Grablegung Christi für die Franciscanerkirche zu Pe-
rugia ihm ertheilte, als er sich nach der W-ietlerbesetzung
der Stadt durch Gio. Paolo Baglioni kurze Zeit daselbst
aufhielt. Um aber seine Studien mit mehr Erfolg fortsetzen
zu können, und eingedenk des Gewinnes, welcher ihm durch
Umgang, Rath und Urtheil der ausgezeichnetesten Künst-
ler zu Theil geworden war, kehrte er nach Florenz zurück.
Hier hoffte er nun den Carton iiir das bestellte Bild zu
grösserer Vollkommenheit bringen zu können. In der That
bewies Rafael in dieser Grablegung (jetzt im Palast Bor-
ghese befindlich) zuerst, welche gründliche Studien er ge-
macht und welcher tiefen Charakteristik er fähig sei. Wie
ernst es ihm bei diesem Bilde war zu zeigen, was er in
der Kunst vermöge, erkennen wir noch jetzt aus den vie-
len uns erhaltenen Entwürfen und Studien zu demselben.
1) Unverzeihl-icher Weise wurden die Engel von einem Düssel-
dorfer Galler-ieinspector, der keinen Gefallen daran fand, ausge-
xschliEen und mit einem Luftton übermalt; überhaupt ist das Bild
stark verwaschen.