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nach
Rafael kehrt
lYerrenz
zurück.
seidnen Gewändern 45 der vornehmsten und schönsten
Jünglinge aus Urbino. Bis gegen Abend verweilte er bei
der eine Miglie von der Stadt auf der Höhe gelegenen
Kirche des Bernardiilerklosters und "erfreute sich des llerr-
liehen Blickes auf das schöne Land umher. Erst gegen
Abend zog er nach der Stadt und ritt unter einem reichen
Thronhimmel bis an die Stufen des Doms, in welchem er
ein Gebet verrichtete und dann sich nachAT-dem nahe gea
legenen Hofe begab. Ilier hielt er sich mit dem grössten
Theil seines Gefolges drei volle Tage auf und bezeigte,
wohlgestimmt wie er war, sich gegen alle sehr gefällig und
herablassend. War nun Rafael zu dieser Zeit noch in Ur-
bino, so konnte er Gelegenheit gehabt haben, den Papst,
seinen nachmaligeil grossen Gönner, schon damals keimen
zu lernen, und letzterer erkannte vielleicht jetzt schon in
den kleinem Arbeiten das 'l'alent, welches er nach Verlauf
von kaum zwei Jahren zur herrlichsten Ausschmiiekixxig des
Wlaticanischen Palastes zu erwählen die wiirmligende Einsicht
und das Glück hatte.
Nachdem Rafael schöne Tage in Urbino verlebt hafte,
kehrte er nach dem knnstreiclnexl Florenz zurück, um seine
Studien weiter zu verfolgen und, wie es. scheint, von dem
Verlangen getrieben, Michel Angelds berühmten Carton
der Badenden bei der Schlacht zwischen den Florentinern
und Pisanern kennen zu lernen; denn grade danlals wurde
derselbe zum erstenmal ausgestellt und erregte im Publi-
1) Nach Vasari vernahm Rafael um's Jahr 1504 in Siena die
Lobeserhebungen beider Cartons, des von Leonardo da Vinci und
des von Michel Angele zugleich, und eilte deswegen nach Florenz,
Da aber der letztere erst im Jahr 1506 vollendet wurde, Michel An-
gelo ihn auch früher niemanden zeigte, so ist VasarYs Angabe of.
fenbar irrig. Durch das Empfehlungsschreiben der Johanna della
Rovere vom October 1504, so wie durch die in demselben Jahr dem
Herzog von Urbino gefertigten Bilder, hat sich schon ergeben, dass
Rafael das erstemal von jener Stadt aus nach Florenz reiste, um
die Werke des Leonardo da Vinci kennen zu lernen; und auch in