112
Bildnisse.
Bmnbds und Rafaefs
desselben Herrn Pietro Bembo, als er noch" jung war iund
sich am Hofe des Herzogs von Urbino befand; von der
Hand Rafaefs, in schwarzer Kreide. "t Bembo aber kam
grade erst um diese Zeit an den Urbiner I-Iof. Auch diese
Zeichnung ist, wie so viele andere verschwunden.
Erhalten hat sich dagegen eins der Bildnisse, durch
welche Rafael grosse Männer verewigte, und zwar dasje-
nige, welches er von sich selbst gemalt und wohl seinen
Verwandten, vielleicht auf Bitten seines geliebten Oheims
Simone Ciarla znriickliess. Zum wenigsten befand sich das
Portrait, von dem hier die Rede ist, so lange in Urbino,
bis es an die Akademie von S. Luca in Rom kam, und
aus dieser in die Sammlung der Kiinstlerportraite der Flo-
rentiner Gallerie. Rafael hat sich hier im Alter von Q3
Jahren dargestellt, in einem enganliegendeil schwarzen Kleidc
und mit einem Barett auf dem Kopf. Augen und Haare
sind braun, die Gesichtsfarbe etwas blass, das Feuer der
Sehnsucht bezeichnend. Es ist ein köstlich Bildniss von
nnbefangener Anmuth, in dem sich die ganze Liehenswviir-
digkeit und Grazie des grossen Urbinaten ausspricht. Von
nnbeschreiblicheln Reiz ist das auf dem schlanken Hals ge-
tragene, etwas rückwärts geneigte, dem Himmel zugewen-
dete Haupt, und der Blick der so treu uns anschauenden
Augen, in denen sich die ganze Schwermuth eines edeln,
jugendlichen Gemüthes offenbart; dann die feingeformte
Nase und die schwellenden Jiinglingslippeil, auf denen Iluld
und jungfräuliche Reinheit schvrebt. So tief ergreifend in-
dessen auch die Auffassung und Darstellung und Model-
lirung, so hat das Bild auf den ersten Anblick doch nichts
überraschendes, und die malerische Wirkung ist wegen der
Einfachheit und Harmonie in Haltung und Kleidung eben
so anspruchslos, wie der Künstler selbst es war..
Um diese Zeit und vermuthlich hier für einen seiner
Freunde am Urbiner Hof malte Bafael das kleine Bild der
drei Grazien nach der antiken Darstellungsweise. lhm
diente hiezu als Vorbild ein Studium, das ernach der an-
tiken Gruppe in der Libreria des Doms zu Siena gemacht
hatte und das sich noch in seinem Skizzenbuch in der