Volltext: Rafael Von Urbino Und Sein Vater Giovanni Santi (Erster Theil)

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Bildnisse. 
Bmnbds und Rafaefs 
desselben Herrn Pietro Bembo, als er noch" jung war iund 
sich am Hofe des Herzogs von Urbino befand; von der 
Hand Rafaefs, in schwarzer Kreide. "t Bembo aber kam 
grade erst um diese Zeit an den Urbiner I-Iof. Auch diese 
Zeichnung ist, wie so viele andere verschwunden. 
 Erhalten hat sich dagegen eins der Bildnisse, durch 
welche Rafael grosse Männer verewigte, und zwar dasje- 
nige, welches er von sich selbst gemalt und wohl seinen 
Verwandten, vielleicht auf Bitten seines geliebten Oheims 
Simone Ciarla znriickliess. Zum wenigsten befand sich das 
Portrait, von dem hier die Rede ist, so lange in Urbino, 
bis es an die Akademie von S. Luca in Rom kam, und 
aus dieser in die Sammlung der Kiinstlerportraite der Flo- 
rentiner Gallerie. Rafael hat sich hier im Alter von Q3 
Jahren dargestellt, in einem enganliegendeil schwarzen Kleidc 
und mit einem Barett auf dem Kopf. Augen und Haare 
sind braun, die Gesichtsfarbe etwas blass, das Feuer der 
Sehnsucht bezeichnend. Es ist ein köstlich Bildniss von 
nnbefangener Anmuth, in dem sich die ganze Liehenswviir- 
digkeit und Grazie des grossen Urbinaten ausspricht. Von 
nnbeschreiblicheln Reiz ist das auf dem schlanken Hals ge- 
tragene, etwas rückwärts geneigte, dem Himmel zugewen- 
dete Haupt, und der Blick der so treu uns anschauenden 
Augen, in denen sich die ganze Schwermuth eines edeln, 
jugendlichen Gemüthes offenbart; dann die feingeformte 
Nase und die schwellenden Jiinglingslippeil, auf denen Iluld 
und jungfräuliche Reinheit schvrebt. So tief ergreifend in- 
dessen auch die Auffassung und Darstellung und Model- 
lirung, so hat das Bild auf den ersten Anblick doch nichts 
überraschendes, und die malerische Wirkung ist wegen der 
Einfachheit und Harmonie in Haltung und Kleidung eben 
so anspruchslos, wie der Künstler selbst es war.. 
Um diese Zeit und vermuthlich hier für einen seiner 
Freunde am Urbiner Hof malte Bafael das kleine Bild der 
drei Grazien nach der antiken Darstellungsweise. lhm 
diente hiezu als Vorbild ein Studium, das ernach der an- 
tiken Gruppe in der Libreria des Doms zu Siena gemacht 
hatte und das sich noch in seinem Skizzenbuch in der
	        
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