Herzogs
Des
Bild-niss
lll
Maria vor, welche, fast im Profil gesehn, das auf ihrem
Schoose sitzende Christkind hält und liebreich betrachtet.
Dieses den Kleidersaum an der Brust der Jungtfrau fassend,
scheint aufstehen zu wollen und sieht den Zuschauer ernst
an. Ein überaus lebendig und zart ausgeiührtes Bildchen.
Rafael malte auch während diesem Aufenthalt in Ur-
bino jenes Portrait des Herzogs Guidubaldo , dessen Pietro
Bembo in einem Brief vom 19. April 1516 an den Cardi-
nal von S. Maria in Portico gedeckt, welches aber leider
spurlos verschwunden ist. Dass Rafael es damals müsse
gemalt haben, wird aus dem Umstande wahrscheinlich, dass
sich der Fürst erst dann von ihm wird haben portraitiren
lassen, als der Künstler schon einigen Ruf erlangt hatte;
später kann es aber deshalb nicht geschehen sein, da Ra-
fael nicht wieder nach Urbino kam und auch sonst keine
Gelegenheit hatte, den Ilerzog zu sehen, der schon am l].
April 1508 gestorben.
Dass Rafael auch das Bildniss der Herzogin Elisabetta
gemalt habe, wird aus der Nachricht des Antonio Beifa
Negrini glaublich, indem er berichtet, dass Graf Casti-
glione das Portrait einer fürstlichen Dame von Rafaefs Hand
besessen habe, zu dessen Lob sich zwei von ihm im Jahr
1517 geschriebene Sonette hinter einem grossen Spiegel" bei
der Gräfin Catterina Mondella, seiner Schwester, vorgefun-
den haben. Pater Pungileoni vermuthet sogar, Rafael habe
es für den Grafen Castiglione gemalt; leider fehlen uns
alle weitere Nachrichten darüber.
Sicher aber zeichnete damals Rafael das Portrait des
Pietro Bembo, welches dieser lange Zeit in seinem Hause
zu Padua mit andern Kunstgegenständen aufbewahrte. Wir
wissen dies durch den Axionynien des MoreJIiQ), der es
uns in folgenden Worten beschreibt: „Das kleine Portrait
1) Siehe
1733. p. 329.
Opere
etc.
del
Cont-e
Baldassare
Castiglioxle.
Padova
2) Notizia (Yopere didisegno nella prima metä del stecolo XVI eutc.
Scritto da uu anonilno di quel tempo, pubblicata e illustrata da D.
JÄCOPO Morellli etc. Bassano 1800 p. 18.