Plciro
Bembds
Rede.
107
auf dass sie die ungeweihten "Augen nicht sehen können;
und dort werden wir das beglückendste Ziel unseres Seh-
nens finden, wahrer Ruheort von der Arbeit, sicheres Mit-
tel in den Drangsalen, heilende Arznei in den Krankheiten,
sicherer Hafen in den wilden Stürmen des aufgeregtenMce-
res dieses Lebens."
„Welehe wird alsdann, oheiligste Liebe! die sterbliche
Zunge sein, die dich würdig zu preisen vermöchte? Du
schönste, beste, weiseste; aus der Einigung der göttlichen
Schönheit, Güte und Weisheit stammst du; und in dieser
stehst du, und aus dieser durch diese kehrst du im Kreise
in diese zurück. Du süsses Band der Welt, Mittel zwi-
sehen den himmlischen und irdischen Dingen; wohlwollend
neigst du die obern Kräfte zur Leitung der niedern; und
indenr du die Geister der Sterblichen zu ihrem Urgrunde
wendest, vereinigst du sie mit ihm. Du verbindest durch
Eintracht die Elemente, bewegst die Natur zur Erzeugung,
und das was wächst lzur Fortpflanzung des Lebens. Du
vereinigst die getrennten bVesen, den unvollkommenen gibst
du die Vollkommenheit, den ungleichen die Gleichheit, den
feindseligen die Freundschaft, der Erde die Fiiichte, dem
Meer die Ruhe, dem I-limmel das belebende Licht. Du
bist die Mutter der wahren Freuden, der Gnaden, des
Friedens, der Sanftmuthv und des Wohlwollens; Feindin
der Rohheit und des Hasses; kurz Anfang und Ende alles
Guten. Und da es dir gefällt in der Blüthe der schönen
"Körper und der schönen Seelen zu wohnen, und dich aus ihnen
ein wenig den Augen und dem Sinn derer zu zeigen, welche dich
zu schauen würdig sind, so glaube ich, dass du jetzt bei uns
deine Wolunlng genommen hast. Wiürdige du uns, Herrin, zu
hören unsere Bitten, senke dich selbst in unsere Herzen mit
dem Glanz (leines heiligen Feuers, erleuchte unsere Finsterniss,
und als treuer Führer im dunkeln Labyrinth zeige uns den
wahren Weg, berichtige den 'l'rug der Sinne, und nach
langem Uniherschiifen gib uns das NVahre und alleinige
Gut. Lass uns jene geistigen Gerüche empfinden, welche
die "Kräfte des Geistes beleben, und die himmlische Harmo-
nie so übereinstimmend hören, Qlass keine Zwietracht der