Volltext: Rafael Von Urbino Und Sein Vater Giovanni Santi (Erster Theil)

Herzog 
Guizlubaldo 
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les Miissigganges, liebte er in Friedenszeiten die Abwechs- 
lungen, welche Jagd, Spiele und militärische Übungen, Stu- 
dien und abendliche Unterhaltungen in anständiger Frei- 
heit darboten. Dabei war er von solch' einnehmender Leut- 
seligkeit, dass der Graf Baldassare Castiglione von ihm zu 
Sagen pflegte: „der Herzog mache diejenigen glücklich, 
welche ihm dienen. "t Es fehlte ihm indessen dabei nicht 
an schlagenden Antworten, wie die beweist, welche er dem 
Castellan von S. Leo gab. Als dieser ihm nämlich die Nach- 
richt nach Venedig brachte, dass er das Unglück gehabt, 
die Feste an den Valentino übergeben zu müssen, sich dabei 
entschuldigte so gut er konnte, alles auf sein Misgeschick 
schob und betheilerte, dass ihm nicht der Muth fehle, sol- 
che Mittel anzuwenden, um die Festung wieder zu gewin- 
neu, entgegnete der Herzog: Bemiihe dich weiter nicht 
darum, denn indem du sie verlorest, hast du schon ein 
Mittel angewendet, dass man sie wieder erobern kann. 
 Auch war der Hof von Urbino unter den vielen glän- 
zenden kleinen Höfen Italiens, nach dem Urtheil des Ja- 
cobo Sadoleto und des Pietro Bembo, als der ausgezeich- 
netste an "Sitte und Bildung in ganz Italien geehrt, und 
Graf Castiglione in seinem vortrefflichen „Libro del Corte- 
giano" hat uns ein lebhaftes und anmuthvolles Bild davon 
entworfen, welches so lange geschätzt werden wird, als 
das Andenken an die italienische Sprache unter den Men- 
schen lebendig bleibt. Nachdem der Graf die schönen Ei- 
genschaften des Herzogs gerühmt und erzählt, wie unge- 
zwungen, heiter bis zum liluthwillen, der Umgang am Hofe 
war, fährt er fort: „Eine besondere Befriedwlng aber 
fühlte ein jeder bei dem Anblick der Herzogin, die alle zu 
überwältigen schien und zu einer in Liebe gehaltenen Kette 
vereinte, so dass niemals Einigkeit des Willens und auf- 
richtige Zuneigung unter Brüdern grösser sein konnte, als 
diejenige war, welche hier unter allen herrschte. Und so 
war es auch unter den Frauen, mit welchen ein freier und 
ehrbarer Umgang in solcher Ungezwungenheit statt fand, 
dass es jedem erlaubt war mit jeder zu sprechen, 111111 bei 
ihr sitzend zu scherzen und zu lachen. Aber s: gFOSS War 
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