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Bildnisse des
und seiner
Doni
Frau.
auch das Bild durch die 'l'iefe der darin waltenden Empfin-
dung so mächtig anziehend und vermag zu inniger Andacht
zu erheben.
Weit entschiedener tritt Rafacfs Eigenthiimlichkeit in
dem andern Bilde der h. Familie mit der Fächerpalme her-
vor. Auch hier ruht die h. Jungfrau in einem blumen-
reichen Wiesengrimd auf einer Rasenbanli; sie hält aber
das Christkind auf dem Schoose und hat, gleichsam innigst
mit ihm verbunden, ihren Schleier um dasselbe gewunden.
Liebevoll sieht sie nun zu, wie der niederkniendc Joseph
sich nach dem Kind wendet und ihm Blumen reicht, wo-
nach es mit beiden Händchen greift, während es seinem
Pllegevater freundlich in die Augen schaut.
Rafael malte während diesem seinem Aufenthalt in
Florenz auch einige Portraite. Als die frühesten nennen
.wir die des Angelo Doni und seiner FrauMaddalena Strozzi.
Doni war ein reicher Kaufmann und warmer Freund der
Künstler, von denen er mehrere vorzügliche WVerke besass,
wie u. -a. zwei schöne h. Familien: die schöne von Fra
Bartolomeo, die man jetzt im PalasLCorsini in Rom be-
wundert, und die merkwürdige in einem Rund von Michel
Angelo in 'l'empera gemalt, nun in der Tribune der Flo-
rentiner Gallerie. Angelo Doni nahm auch den jungen Ur-
biner liebrcich auf und liess sich und seine anmuthsvolle
Gattin von ihm malen. Rafael erscheint in diesen beiden
Bildnissen, bei aller angewandten Sorgfalt, doch noch als
ein wenig geübter Portraitmaler, bei dem weder die Zeich-
nung immer correct ist, noch die Auffassung jene von
Schüchternheit freie Unbefangenheit zeigt, welche nur durch
grosse Übung erlangt wird. Demungeachtet sind es zwei
höchst interessante Bilder, die in der Haltung etwas an
des Leonardos Darstellungsweise erinnern. Das Portrait der
schönen Maddalena scheint Rafael sogar mit besonderer
Sorgfalt und Liebe gemalt zu haben. Die Bilder blieben
lange Zeit im Haus der Familie, wanderten dann nach
Avignon, und kamen vor mehreren Jahren nach Florenz zu-
rück, wo sie lange, ohne für das, was sie sind, anerkannt
zu sein, zum Kauf ausgeboten wurden, bis sie einen wür-