Pcrrirait.
Tafel für
die
Nonnen
des
Antonius.
87
das Portrait eines Jiinglings von etwa 18 Jahren, welcher der
Tracht nach einer begüterten Bürgerfamilie angehörte. Aus
(lßm Hause 11001131110 del Riccio zu Florenz ist es durch
mehrere Ilände zuletzt in den Besitz des Königs Ludwig
von Baicrn gekommen.
Nachdem Rafael auf diese Weise den Winter unter
Studien und der Ausführung einiger Bilder in Florenz zu-
gebracht hatte, drängten ihn mehrere Bestellungen nach
Perugia zurückzukehren. Für die dortigen Nonnen des
h. Antonius aus Padua scheint er selbst schon früher eine
grosse Altartafel angefangen zu haben, indem sich darin
verschiedenartige Behandlungsweisen kundgeben, die eines-
lheils augenfallig an frühere Werke, namentlich in den Cha-
rakteren der Apostel Petrus und Paulus, an die Krönung
Mariä, und in der dunkeln Färbung einiger Gewänder an
das Sposalizio erinnern, während anderntheils die weibli-
chen Heiligen die in Florenz erworbene Auffassungsweise
zeigen. Das Ilauptblatt stellt die auf einem reichen 'I'hron
sitzende h. Jungfrau vor, welche das, nach dem Wunsche
der Klosterfrauen, bekleidete Christkind auf dem Sehoose
mit ihrer Rechten fasst, und mit der Linken den bei ihr
stehenden kleinen Johannes, der verehrend den Segen sei-
nes göttlichen Gespielen erhält. Zu den Seiten auf den
Stufen des 'I'hrones stehen zwei überaus zierliche weibliche
Gestalten: die h. Catharina und die h. Rosalia, und vor
ihnen die Apostel Petrus und Paulus. Über dieser Tafel
in einem Halbkreis oder einer Lunette ist die _Figur des
segnenden ewigen Vaters mit anbetenden Engeln zu beiden
Seiten. Als Altarstaflel dienten fiuif kleine 'l'afeln, von
denen die drei grössern einen Christus auf dem Ölberg,
die Kreuztragung und die Mutter, den Leichnam Christi
im Schoos haltend, darstellen, die beiden kleinern aber die
h. Franciscus und Antonius von Padua. Nach manchen
Wanderungen befindet sich das grosse Bild mit der Lunette
im königlichen Palast zu Neapel, die kleinen Bilder hinge-
gen in England an verschiedenen Orten.
Wie aus einem Guss und durchweg den {iorentiner
Einfluss in den noch Peruginischen Motiven verrathend-i