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des
Jlladonna
Herzogs
Terrameo m.
ein klares, aber tiefes Dunkel, aus dem die ergreifende
Erscheinung kräftig und leuchtend hervortritt. Rafael hat
in diesem Bilde verkörpert gezeigt, was Ilerder so schön
ausgesprochen:
Die höchste Liebe, wie die höchste Kunst
Ist Andacht. Dem zerstreueten Gemüth
Erscheint die Wahrheit und die Schönheit nie,
Sie, die aus Vielem nicht gesammelt wird,
Die, in sich Eins und Alles, jeden Theil
Mit sich belebet und vergeistiget.
Dieses Madonnenbild war lange Zeit ungekannt in Flo-
renz verborgen, bis es der verstorbene Grossherzog von
Toscana Ferdinand III erstand, und es als sein liebstes
Eigenthum auf seinen verhängnissvollen Wanderungen stets_
bei sich führte, woher der Name des Bildes. Diese Zu-
neigung, ja Verehrung für dasselbe scheint nun noch in
grösserm Masse auf die jetzige Grossherzogin von Toskana
übergegangen zu sein, da sie nach langem Sehnen dem
Lande einen Erbpriuzen zu geben, unter Gebeten gegen-
über dem himmlischen Bilde endlich die Erliillung ihrer
Wünsche erlangte und sich nun von dessen Gegenwart im
Schlafgemach nicht trennen will.
Noch ein anderes schönes Madonnenbild aus dieser
Epoche ist ein Rund, welches vielleicht seit seiner Ent-
stehung sich in der Familie der Herzoge von Terranuova
aus Genua, jetzt in Neapel befindet. Wir sehen hier Ma-
ria von drei Kindern umgeben, wie sie voll Bewunderung
sich nach dem kleinen Johannes wendet, der in liebenden
Verehrung mit dem auf ihrem Schoose sitzenden Christ-
kind einen Pergamentstreifen hält, auf welchem die Worte,
„Ecce_Agnus Deif" zu lesen sind. Zur andern Seite steht (1.31-
dritte heilige Knabe auf das Knie der Maria gelehnt, mit
kindlicher Lieblichkeit nach dem Heilande hinaufschailend.
Den Grund bildet eine niedere Mauerbriistung, über die
man in eine felsige Landschaft sieht, in welcher eine al-
terthiimliche Stadt liegt.
Zu den wenigen Bildern, welche Rafael während sei-V
nes ersten Aufenthalts in Florenz malte, gehört wohl noch