Volltext: Rafael Von Urbino Und Sein Vater Giovanni Santi (Erster Theil)

Granduca. 
ßlmlonna zlel 
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die Werke des Leonardo da Vinci sah    blieb er ganz 
überrascht und erstaunt; genug, die Art des Leonardo ge- 
iiel ihm besser als jede andere, die er je gesehn hatte, 
er studirtc sie und verliess nach und nach, doch nicht 
011119 ämsse Anstrengung, die Manier des Pietro Perugino 
und suchte, so viel er nur konnte, die des Leonardo nach- 
zuahmen?"  
Als eins der ersten Bilder, die Rafael in Florenz aus- 
führte, bezeichnen wir die schöne Madonna, del Granduca 
genannt, die, noch sehr an des Perugino Schule erinnernd, 
doch schon eine grossartigere, einfachere Haltung zeigt. 
Ja, was noch mehr ist, Rafael in jugendlich nngetriihter 
Unbefangenheit erstrebte in diesem Madonnenbild eine so 
jungfräuliche, über alles Sinnliche erhabene Schönheit, dass 
sie einen unbeschreiblichen, wahrhaft keuschbezauberndeli 
Reiz ausübt, der so nngemischt und entschieden nie wie- 
der in seinen Bildern der h. Jungfrau vorkommt. Hier se- 
hen wir sie mit holdselig gesenktem, fast in sich gekehr- 
tem Blick, nur himmlischer Gedanken und tiefer Ahnungen 
voll, und nur in der liebevollen Sorge für ihr göttliches 
Kind nach aussen gewendet. Dieses, von der Mutter sorg- 
sam auf dem Arm gehalten, schmiegt sich kindlich an sie 
an und schaut aus dem Bilde heraus. Den Grund bildet 
1) Bottari, nach Piacenzzis Angabe, sah bei Benedetto Luti 
ein Portrait RafaePs in schwarzer Kreide gezeichnet, welches 
er von der Hand des Leonardo glaubte und daran einen Be- 
weis knüpfen wollte, dass besondere freundschaftliche Verhält- 
nisse zwischen dem Altmeister und dem jungen Urbiner statt ge- 
funden hätten. Allein jene Zeichnung, welche aus der Sammlung 
William Kent in die des Generals WV.Guise, jetzt im Christ-Church- 
College zu Oxford, gekommen ist, stellt zwar unzweifelhaft Rafael 
in einem Alter von etwa 20 Jahren vor, allein sie hat in der Be- 
handlungsweise nicht das geringste von der des Leonardo, sondern 
dürfte von einem Jugendfreunde des erstem herrühren, der ein bes- 
serer Zeichner, als tiefer Künstler war. Eben so irrig ist auch 
noch die andere Angabe des Bottari, dass das in Öl gemalte Por- 
trait eines von vorn gesehenen jungen Mannes in der Florentiner 
Gallerie, welches dem Leonardo da Vinci zugeschriebenuwird, def] 
jungen Rafael vorstelle, denn es hat nicht die geringste Ahlllichkelt 
mit ihm.
	        
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