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Rafael an
Sozlerini
e-nepfülzlewz.
genossen Perugino einen Besuch abzustatten. Genug, Ra-
faefs Sehnsucht, das vielgepriesene Florenz zu sehn, musste
in Urbino auf mannigfache Weise genährt werden und sei-
nen Entschluss zur Reise dahin gar bald zur Reife bringen.
Sein Vorhaben wurde auch sogleich aufs freundlichste durch
einen Brief an den Gonfaloniere zu Florenz, Pietro Sode-
rini, unterstützt, den er von der Schwester des Ilerzogs,
Johanna della Rovere erhielt. Denn diese befand sich nach
dem Tod ihres Gemals grade (lamals mit ihrem Sohne, dem
Erbprinzen Francesco Maria, am Hofe von Urbiuo und
scheint unsern jungen Rafael mit wahrhaft mütterlicher
Liebe begünstigt zu haben. Der Empfehlungsbrief ist aber
folgenden Inhalts:
Grossmächtiger und erhabener Herr,
als Vater von mir zu verehren!
Der Überbringer Dieses wird. Rafael Maler aus Urbiuo
sein, welcher mit einem schönen Talent für seine Kunst
begabt, entschlossen ist, einige Zeit in Florenz um seiner
Studien willen zuzubringen. WVie nun schon sein Vater
voll guter Eigenschaften und mir sehr werth war so ist
auch sein Sohn ein bescheidner junger Mann von feinen Sitten;
daher ich ihn in allen Riicksichten überaus liebe und wün-
sche, dass er zu guter Vollkommenheit gelangen möge. Ich
empfehle ihn deshalb Ew. Ilerrlichkeit aufs angelegent-
lichste und so sehr ich nur kann, mit der Bitte, dass mir
zu Liebe es Euch gefallen möge, ihm bei allen Gelegena
heiten eine jede Hiilfe und Gunst zu gewähren, da ich
alle, die Gefälligkeiten und Leistungen, welche er von Ew.
Herrlichkeit empfangen wird, als mir selbst erzeigt und
als eine mir sehr angenehme Beweisung ansehn werde. Die
ich mich Euch empfehle und zum besten Dienst erbiete.
Johanna F eltria di Ruvere
Herzogin von Sora und Roms Präfectin.
Urbino den l. October 1504.
Wir folgen nun unserm wohlgemuthen Rafael zum er-
stenmal nach Florenz, wo ein neues Leben seiner harrte;
denn hier sollte er eben sowohl durch die Bekanntschaft
1) Siehe im Anhang IX die Note zum Originaltext.