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nach den Capuzinern aufgenommen. Sie befindet sich,
wie so manches andere Interessante aus Bafaefs Jugendzeit
in dem schon mehrerwähnten Skizzenbilch, welches in der
Akademie zu Venedig aufbewahrt wird
Indessen hatte Rafael am Hofe zu Urbino Gelegenheit
gehabt, mit manchen ausgezeichneten Personen in nähere
Berührung zu kommen, die zum Theil nicht nur in der
Zllkllllft illm förderlich wurden, wie z. B. Achille de' Grassi
aus Bologna, Bischof zu Pesaro, welcher nachmals eine
Verkündigung von ihm malen liess, sondern jetzt schon
durch ihren Umgang seine Kenntnisse bereicherten, seinen
Geist belebten. Auch konnte es nicht fehlen, dass er durch
sie manche Kunde über das Kunstleben in andern Städten,
besonders in Florenz erhielt, wo grade damals Leonardo
da Vinci mehrere seiner berühmtesten Werke ausführte,
wie namentlich das Wundervolle Bildniss der schönen Mona
Lisa, den hochgepriesenell Carton zur heiligen Familie,
besonders aber den des Reitergefechts um die Fahne in
der Schlacht bei Anghiari 2). Diese und ähnliche Mitthei-
lungen über den "grossen Florentiner mochten bei Rafael
ein um so grösseres Verlangen jene Kunstwerke zu. sehen-
erregen, als er schon durch Perugino manches von Leonardo
gehört haben musste, und selbst zur Zeit, als er bei Pe-
rugino arbeitete, wahrscheinlich Gelegenheit gehabt, jenen
gefeiertesten der damaligen italienischen Künstler persön-
lich kennen zu lernen. Leonardo war nämlich im Jahr 1502
oder Anfangs 1503 nach Perugia gekommen, um im Dienst
des Valentino die Festungswerke zu besichtigen, bei wel-
cher Gelegenheit er sicher nicht versäumte seinem Jugend-
1) Höchst wahrscheinlich zeichnete Rafael auch damals die Bild-
nisse der alten WVeltweisen und Dichter, die sich in demselben Skiz-
zenbuch befinden, und denjenigen nachgebildet zu sein scheinen,
welche Herzog Federico im Studienzirnmer des Palastes hatte aus-
führen lassen, Siehe im Catalog der Zeichnungen N. G3 ff.
2)lDas Original des Portraits der Mona Lisa ist im Pariser
Museum, Der Carton der h. Familie in der Akademie zu Loudonä
über der des Reitergefechts ging in den Florentiner Unruhen zu
Grunde.
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