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Bildniss
Hafaefs
in
Siena.
gcnden fiinf Jahren in Perugia, Urbino und Florenz vollen-
det wurden. Indessen soll hiemit nicht in Abrede gestellt
werden, dass Rafael sich einige Zeit in Siena aufgehalten
vielmehr wird dies durch die Zeichnung nach der antiken
Gruppe der drei Grazien in der Libreria des Doms zu
Siena, welche sich in Iiafaefs Skizzenbuch zu Venedig bca
findet, zu sehr grosser Wahrscheinlichkeit erhoben.
Noch ist einer alten 'I'raditi0n hier zu gedenken, zn-
folge welcher sich das Portrait Rafaelis in diesen Malereien
befinden soll. Sonderbarer Weise glaubte man es aber im-
mer da zujinden, wo. alle Wahrscheinlichkeiten entgegen;
stehn. Einmal sollte er sich im ersten Bild, in dem jun-
gen Reiter, nämlich in Äneas Sylvius selbst portraiiirt ha-
ben, ohne dass man bedachte, dass kein Maler es wagen
würde sein eigenes Abbild der Ilauptligur unterzuschiebcn.
F. Longhena in seiner Übersetzung des Werkes von Qua-
tremere de Quincy glaubt es in dem etwa zwölfjährigen
Pagen, der bei dem Dogen Christoforo Moro steht und
dessen Mütze hält, zu finden, während doch Rafael damals
wenigstens 20 Jahr alt war, die Gesichtsbildung des Pa-
gen auch durchaus nicht portraitmässig ist. Andere, wie
Rehberg und Pnngileoni, glaubten es mit vielen andern
Portraiten berühmter Männer in der Krönung Pius III zu
entdecken , welche Angaben nachweislich grösstentheils falsch
sind. Herr von Rnmohr ist der erste, welcher richtig die
jugendliche Gestalt neben dem Pinturicchio im Bild der
IIeiligsprechung_ der Cathariila von Siena, als das Bildniss
Rafaefs bezeichnet hat. Er irrt jedoch, wenn er zur Un-
terstützung seiner weitem Behauptung: dass das Portrait
aus dem Hanse Altoviti das des Rafael sei, nun sagt, dass
derselbe blonde Haare und blaue Augen habe, denn sie sind
hier, wie in allen echten Abbildungen nnsers Meisters, beide
braun. Bemerkenswerth ist übrigens in den beiden Por-
traitfigilren von Rafael und Pinturicchio die Stellung, die
denselben gegeben ist; denn der junge Rafael in einem ge-
wissen Gefühl von Selbstbewusstsein, schaut ruhig aus dem
Bilde, während Pinturicchio etwas zur Seite hinter ihm
stehend, ihn sozusagen bewundernd betrachtet: eine Dara