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Bilder
in
Peruyivzifs
Illanier.
entlehnte er sie Vorbildern des Meisters, indem er wahr-
scheinlich Bestellungen an denselben als Gehiilfe in dessen
Werkstätte auszuführen hatte. Aber auch wenn er eigenen
Erfindungen folgte, so sind seine Bilder jener Epoche doch
so sehr in Peruginds Art und Weise behandelte, dass sie
nur durch eine leise Beimischung von Rafaefs Eigenthiim-
lichkeit, durch mehr Geist und eine feinere Auffassung des
Lebens zu unterscheiden sind.
Zu den nach Peruginischen Angaben ausgeführten
Bildchen sind jene zwei zu rechnen, welche er nach der
Altarstaifel zur Ielimmelfahrt Christi in S. Pietro Maggiore
ausfiihrte, und die Taufe Christi und die Auferstehung dar-
stellen. Aus der Ilinteriassenschaft lnghiramfs von Vol-
terra erstand sie König Ludwig von Baiern.
Ein andermal führte Rafael die Fliigelbilder zu einem
Madounenbild des Meisters aus, wobei er wahrscheinlich des-
-sen Entwürfen folgte. Sie stellen eine h. Catharina und
eine h. Maria Magdalena vor; sie sind, nachdem das Mit-
telbild verschwunden ist, nun in einen Rahmen vereint und
befinden sich in der reichhaltigen Sammlung des Cav. Vin.
Camuccini in Tiom. Figiirchen und Landschaft sind noch
ganz Peruginisch behandelt, nur im Ausdruck des sehn-
suchtsvoll gewendeteil Kopfes der Magdalena tritt Rafaefs
Individualität entschieden hervor.
Sicher ein Motiv des Meisters benutzend, hat Rafael
jenes schon erwähnte Madonnenbild im" Besitz der Gräfin
Anna Alfani zu Perugia ausgeführt. Nur fügte er, nach
Art seines Vaters, noch zwei Cherubiznköpfchen in den
Ecken des dunkelblauen. Grundes bei, welche beide voll
himmlischer Seligkeit auf die Mutter mit dem göttlichen
Kinde herabschauen. Die sitzende Maria,- eine halbe Fi-
gur, schlägt demuthsvoll die Augen nieder, und hält das
auf ihrem Schoose stehende Jesuskind mit beiden Händen,
während dieses, den leichten Schleier der Mutter fassend,
in kindlicher Aufmerksamkeit, wie zur Erhörung einer
Bitte, sein Köpfchen seitwärts wendet. Das Bildchen ist
auf eine so zarte Weise ausgeführt und im Ausdruck so
seelenvoll, dass man in der Peruginischen Composition