Volltext: Kleine Schriften über neuere Kunst und deren Angelegenheiten (Bd. 3)

Berichte, 
Kritiken, 
Erörterungen. 
oder Vorplatz, sowie die Sakristeien und andern nöthigen Räume mit 
uinbegrilien in dem Plane des Ganzen- 
Für die Kanzeln schlägt der Verfasser an einer andern Stelle vor, 
deren zur Seite des Hochalmrs, innerhalb  oder neben der grossen Nische, 
anzubringen oder zu beweglichen Redebühnen seine Zuflucht zu nehmen, 
die man an beliebiger Stelle aufschlagen könne. Letzteres scheint uns 
wirklich nur eine "Zuflucht" zu Sein, da bekanntlich die Kanzel in der Basi- 
lika nie eine passende Stelle findet und wiederum bestätigt, wie sehr man 
sich mit dem christlichen Ritus der Basilika nur accomodirt hat. Wenn der 
Verfasser aber für protestantische Kirchen die Anordnung der Kanzel über 
dem Altartische für die bcste erklärt, so dünkt uns das hier nicht min- 
der unwürdig, als es für katholische Kirchen der Fall ist. 
2) Thürme zur Aufstellung der Glocken, in organischer Verbindung 
mit der Vorderseite des Baues. Das Gesetz, wonach solche Thürme ange- 
legt werden müssen, ist grosse Festigkeit der untern Theile, welche sich 
je weiter nach oben in leichtere Formen auflöst. 
3) Kuppeln, über dem Hochaltar, sind zulässig. 
4) Als Hauptform des Aeusseren wird, für Kirchen von normaler 
Grösse, die einfache Masse eines Oblongums mit Giebeldache und an der 
Vorderseite gehörig bezeichnetem Eingange bestimmt. Für die Fenster 
wird ein Hauptstoekwerk im Aeusseren gewünscht. 
5) Die Fenster sind in gewisser Höhe anzubringen. Die Masse des 
einfallenden Lichtes soll massig und nicht übertrieben sein. Glasmalerei, 
doch nur als Ornament, ist erlaubt. 
G) Die Kirchendecke ist nach gerader Linie zu bilden, sobald Holz: 
nach einem Halbkreise, wenn Stein zu ihrer Construction verwendet wird. 
Säulen werden unbedingt als innere Stützen der Kirchen angesehen: Grosse 
Gewölbe auf Säulen ruhend, gelten dem Verfasser als der höchste Grad von 
Vollkommenheit. Zur würdigen Auszierung der Kirchen muss jede Pracht, 
jedes Motiv mitwirken, welches uns das ganze Gebiet der Künste darbietet. 
Der moralische Zweck kirchlicher Gebäude endlich, in Bezug auf die 
Erweckung der Andacht, ist nach dem Verfasser nur auf dem Wege der 
"gleichsam physischen Zweckmässigkeit" zu suchen und er findet denselben 
vor Allem rein erfüllt in den römischen Basiliken. Bezüchtige man seine 
Ueberzeugung und sein Gefühl hierin der Einseitigkeit, so spreche die 
Geschichte für ihn: das Innere der Basiliken habe ja die begeisterte Hin- 
gebung der Helden des Christenthums gesehen und die Begeisterung der 
Kirchenvater erweckt. Alle Achtung vor dem künstlerischen Gefühle des 
Verfassers; aber was letzteren Grund anbetrifft, so könnten wir Berliner 
mit gleichem Rechte etwa so argumentiren: Weil Schleiermaeher, dieser 
grosse Lehrer der evangelischen Christenheit, Prediger an der Dreifaltig- 
keitskirche zu Berlin war, so ist dieselbe als eine Musterkirchc für evan- 
gelische Christen anzusehen. Wer den Bau dieser Dreifaltigkeitskirche 
kennt, dürfte hierin vielleicht nicht ganz einstimmen. 
Einige allgemeine constructive Bemerkungen, über die Zweckmässig- 
keit antiker Architektur auch im Norden, beschliessen das Kapitel. 
Gehen wir nunmehr zu dem wichtigsten Theile dieser Kritik über, 
nämlich zu der Weise, wie der Verfasser diese lärfordernisse in den Ent- 
würfen seiner Kirchen (es sind deren achtzehn) kü nstl e ris oh realisirt hat.
	        
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