Englischer
Kupferstich.
(Museum
1834,
Das eigentlich poetische Element in der englischen Kunst wiederholt
sich am Entschiedensten in ihrer Landschaft. Einen neuen Bewels davon
giebt uns ein jüngst erschienenes grosses Blatt, welches uns so eben vor-
liegt: Byronäs dream, painteel by C. L. Eastlalce. R. A. engraved by
J. F. Willmore. London, laublished Nov. 1, 1833, by Jlloon etc- ES iSi
eine griechische Gegend im stillen Mittage; zur Rechten erheben sich Säu-
len eines dorischen Tempels, dessen Trümmer umhergestreut liegen, zur
Linken" blickt man zwischen Cypressen, Oelbäumen und Palmen in die
Weite hinaus. Auf der Meerbucht ziehen weisse Segel langsam vorüber,
während sich drüben Gebirgszüge keck emporthürmen. Hohe Bäume wer-
fen erqtiicltliche Schatten über den Vorgrund, in denen sich Kameeltreiber
mit ihren Thieren gelagert haben; nur Einer steht als Wache vorn, über
seine Büchse gestützt. Abseits von seinem Gefolge liegt der träumende
Dichter. Es ist ein rnelancholischer Zug in dieser schönen Landschaft, der
von dem Geiste des Dichters hineingehaucht scheint. 'l'rtsftlich ist die
Arbeit des Stechers; Farbe, Luft und Licht sind auf's Glüclrliehste wieder-
gegeben.
Doch auch im Genre bringen die Engländer mannigfach Anmuthiges
und Geistreichcs hervor; hier ist es vor allen der ertindsame Wilkie, dem
man die gelungensten Darstellungen verdankt. Thc pedlar (painted by
D. Willcie, R. A. princzpal painter in ordinary to his Jllajesty, engravetl
by James Stewart. London, pnblished Jan. 1, 1834, by Moon, Boys 8c
Grauesetc.) „der Hausirer", reiht sich seinen früheren Arbeiten auf nicht
minder glückliche Weise an. Es ist das Zimmer eines wohlhabenden
Landrnannes; Frauen und Mädchen untersuchen die verführerischen Waa-
ren des l-Iausirers. Der Hausvater, der gemächlich am Fenster sitzt, sieht
aber dem Handel mit einiger Besorgniss zu; er kann den schönen Steif,
welchen ihm sein Töchterlein hinreieht, gar nicht so geschmackvoll finden,
wie diese. Vortreitlich ist das Handelsgesicht des Hausirers, sowie nicht
minder der Ausdruck in den andern Köpfen; das Ganze ist, was allerdings
als Lob gelten darf, ohne Atfectation. Der Stich ist höchst ausgezeichnet,
in grosser Sicherheit, Klarheit und Ruhe. Hide and Seele, painted
and engraved lzy James Stewart, publ. Jan. 1, 1834, by Jlloon etc.;
spielende Kinder darstellend, nicht minder trefflich gestochen, zeigt Nach-
ahmung nach NVilkie, aber wenig Sinn für Composition, und Affectation.
ES macht einen unangenehmen Eindruck, so bedeutende Mittel, wie Sie
dieser Kupferstich zeigt, auf etwas so Inhaltsloses verschwendet zu sehen-
Mit der Historienmalerei jedoch sieht es, soviel uns davon bekannt
geworden ist, bis jetzt noch ziemlich betrübt bei den Engländern aus.
Auch hiefür liegt uns, unter den jüngsten Erscheinungen ihrer Kupfer-
Stecherkunst, ein neuer Beweis in einem geschabten Blatte von sehr bedeu-
tenden Dimensionen vor: The citation of Wycliffe, painted by J,
Jones, engraved by J. Egan. London, pubLJan. 1, 1834, by Hardmg
8c King. Wykleti", vor dem geistlichen Gericht, von ihm Wohlwvgliguden
Lords vertheidigt, eine Handlung, die aus der wirren Composition nur mit