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Berichte,
Erörterungen
Kritiken,
sler breit, mit Treppen und Terrassen vor den Thüren. umgeben den Markt.
Auf der einen Seite desselben ist der berühmte Artushof (die Börse), mit
hohen und weiten gothischen Fenstern, dazu sich die korinthischenPilaster-
des Obergeschosses und die ägyptischen Obelisken auf den Giebeldecken
seltsam ausnehmen. Nicht "weit davon ist das Rathhaus in gothischem
Styl, mit seinem himmelhohen Thurme, der alle Kirchthürme der Stadt
überragt und dem Schiifer schon von Weitem die stolze Hansestadt an-
kündigen musste. Die Lust am Thurmbau, welche dem Mittelalter so
charakteristisch eigen ist, hat sich heutiges Tages sehr verloren; wir haben
jetzt überhaupt keinen rechten Humor in der Baukunst, "wir verstehen
nicht einmal mehr das Geheimniss. ordentliche, lebendig emporstrebende
Thürme aufzurichten. Der Thurm des Danziger Rathhauses erhebt sich
aus der Mitte des Gebäudes auf schmaler Grundfläche; aber an seinen
vier Ecken springen Erker hervor, die, durch herumlaufende Gesims-Bän-
der an die Masse des Thurmes fest gebunden, dem Ganzen eine grössere
Sicherheit zu geben scheinen. Sie schliessen in leichten Spitzen; ZWlSCllCD
ihnen schiesst in mehreren Knoten die Spitze des Hauptthurmes empor.
Eigenthümlich ist ausserdem besonders die Verkleidung von dem Giebel
des unteren Gebäudes, welche ebenfalls durch Erker an den Seiten fest
gehalten wird. Neben dem Rathhause sieht man eine Strasse entlang, und
vor dem Gebäude steht ein lustiger Springbrunn mit einem Neptun und
andern heidnischen Figuren; der Markt ist von vielfachen Gruppen Vol-
kes, von Kindern, Bauern, Juden, Kaufleuten, Soldaten u. s. w. belebt.
Die Composition des Ganzen, ebenso wie die Ausführung der Einzelheiten
ist ansprechend, und von guter Wirkung. Auch die Arbeit des Lithogra-
phen ist erfreulich: namentlich sind bei dem wohlgelungeneu Bestreben,
ein malerisch zusammengehaltenes Ganze zu liefern, die Eigenthümlich-
keiten der Architektur mit grosser Schärfe und Deutlichkeit wiedergegeben.
Capriccio.
(Museum,
1834,
Unter dem Titel von Neujahrswünschen sind Üei E. H. Schröder
in Berlin einige humoristische Skizzen von Adolph Schrödter in
Düsseldorf (von A. Menzel mit der Feder auf Stein gezeichnet) erschie-
nen, ein grösseres Blatt: ndas entfliehende Jahr," und zwei kleinere:
"die zerbrochene Flasche" und ndie gewiegten Flaschen."
Schrödtefs eigenthümliche Weise, die fabelhaftesten, lächerlichsten Dinge
von den fabelhaftesten Gesellen mit vollkommenem Ernst, mit gänzlicher
Hingebung unternehmen zu lassen und dem dargestellten Gegenstande den
Stempel eines strengen, erhabenen Styles aufzudrüeken, ist zu bekannt
und geschätzt, als dass es noch einer besondern Auseinandersetzung oder
Empfehlung bedürfte. Diese vollkommene Meisterschaft in der Komödie
der bildenden Kunst (im klassischen Sinne des Wortes) hat vor ihm noch
Keiner in gleichem Maasse erreicht; nur einzelnes dahin Gehörige findet