Volltext: Kleine Schriften über neuere Kunst und deren Angelegenheiten (Bd. 3)

Uaber die Rahmenform. 
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beschaifenheit, aber immer als Bild. Hierin möchte denn auch, mehr als 
in sonst welchen Willkürlichkeiten und Bizarrerieen seiner Formenbil- 
dung im Einzelnen, das Zweifelhafte seiner künstlerischen Existenz be- 
gründet sein:  es ist vielleicht nicht das richtige Verhältniss von Mittel 
und Zweck, ist auch wohl geradehin eine Verschiebung des Zweckes. 
Gleichwohl wird aber auch hier, selbst durch die Betrachtung des Ex- 
trems, die ästhetische Einsicht wesentlich gefördert, werden für neues 
Schaffen wesentliche Resultate gewonnen werden können. 
Ueber 
die 
Rahmenform. 
Höchst charakteristisch ist die Ausbildung und Durchbildung eines 
bestimmten Details in der Rococo-Arcliitektur, _'die der Einrahmung. 
Dies hängt, wie es mir scheint, mit dem inneren Wesen des Rococostyles 
zusammen. Die architektonische Masse, im grösseren Ganzen wie in den 
Theilen, hat hier etwas quellend Bewegtes, was jenen lebendigeren 
Wechsel der Erscheinung, an dem sich die malerische Wirkung entfaltet, 
hervorbringt und gleichzeitig jene innige Verbindung der freien Relief- 
sculptur mit der Masse so wesentlich begünstigt. Es ist überall  prin- 
cipiell wenigstens  eine weiche Lcbensfülle, der aber doch das stets 
bedingende Gesetz der architektonischen Organisirung (wie im gothischen 
Baustyle) fehlt. Es ist daher ein Element nöthig, welches dieser inneren 
Beweglichkeit wiederum Grenzen setzt. Als solches möchte ich die Ein- 
rahmungen betrachten", denen wir an Gebäuden dieses Styles überall, wo 
es etwas einzuschliessen giebt, an Facaden, Wänden, Decken u. s. w. be- 
gegnen. In ihrer Bildung stehen sie aber naturgemäss nicht im Wider- 
spruch gegen das Princip, das im Uebrigen die Formen des Rococostyles 
erfüllt; vielmehr ist es eben dasselbe Princip, was der Einrahmung hier 
zugleich ihre selbständige ästhetische Bedeutung giebt. Es ist in ihrer 
Bildung etwas kreisend Umschwingendes, das den Begriii des Umgrenzens 
in lebendig bewegter Gestalt zur Ersclieinungvkommen lässt. Dies em- 
pfinden wir schon in der Protilirung solcher Itinrahmungen, welohetzu- 
meist, durchaus abweichend von der Strenge antiker Gliederprofile, einen 
wellenartigen Charakter haben, gesenkt und straffer gehalten nach dem 
inneren Rande, erhaben und weicher hinausstromend nach der äusseren 
Seite. Doch nicht hierin allein ist die kreisende Bewegung ausgedrückt- 
lm Umschwunge der Ecken, wo sie natürlich bei Weitem am starksten 
gedacht werden muss, löst sie sich, wendet nach der einen Seite zurück, 
hebt für die fortzusetzende Bewegung mit correspondirentlem Schwunge 
an und bildet der Art ein Spiel von volutcnförmigen Schnörkeln, deren 
feinen, wahrhaft classischen Schwung wir nicht selten mit Bewunderung 
beobachten. Dieser Ausdruck des Rollenden wird dann auch in eigentlich 
ornarnentistischer Weise noch fortgesetzt, vornehmlich durch Anbringung 
jener muschelförmigen Rundschalen, deren Bildung dem Volutenwesen 
meist so wohl entspricht. Noch andres Ornamentistische zieht sich wohl 
darübgr hin, gelegentlich, wie in feinen Blumengehängen, die einen zier-
	        
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