Volltext: Kleine Schriften über neuere Kunst und deren Angelegenheiten (Bd. 3)

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Beri 
Kritike 
Erörterungen 
ltadirungen oft ausgestattet sind, dass er, auch schwermüthig ernst, auch 
in kecker Verwegenheit, auch übermüthig jauehzend, die Seele ist, die 
in diesen wundersamen Linien-, Ranken- und Blattwindungen athrnet, die 
in ihnen  ohne etwa träumerisch zu verklingen  eine feste, geregelte, 
gegliederte Gestalt gewonnen hat. 
Schrödter ist bisher in solcher tWeise, wie meisterhaft immerhin, doch 
nur beiläufig als Ornainentist aufgetreten. Mit seinen obengenannten 
"Mustern für Sehnur-Stickerei" tritt er in die Reihe der selbständigen, 
praktischen, für bcsondrc Lebenszweckethätigen Ornamentmeister. Schnur- 
Stickerei ist schon ein Lebenszweck, wenn auch gerade nicht anzunehmen 
ist, dass sie zur Ausfüllung eines ganzen Lebens werde angewandt wer- 
den; sie ist ein treffliches Mitte], unsern Kleidungsstücken, deren wir 
doch einmal zum Leben nicht entbehren können, eine kräftig wirksame 
künstlerische Ausstattung zu geben, und verlohnt sich drum schon der 
Mühe der Erfindung von Seiten des Meisters und" der Nachbildung von 
Seiten der stinkenden Hand. Schrödter ist mit seinem ganzen Ernste und 
mit seinem ganzen Humor an die Sache gegangen: mit Ernst, indem 61' 
jeden Einzclzweck, mochte es einem Schuh oder einer 'l'asehe oder einer 
Manschette oder einem Besatze gelten, scharf und streng in seinen Erfor- 
dernissen beobachtete; mit Humor. indem er die Linien der Schnüre spie- 
len und tanzen liess, wie es ihm die gute Stunde eingab; und abermals 
mit Ernst, indem er diese Linien, wie bunt ihr Spiel auch werden mochte. 
doch stets im klarsten, gehaltensten. künstlerischen Rhythmus zu binden 
wusste. So bewegen sich diese Schnüre, dunkle auf hellem und helle 
auf dunklem Grunde in den mannigfaltigsten Formen und Verschlingun- 
gen, hier in strenger", feierlich gemessener Bewegung, dort im bunt flackern- 
den Sprunge, der aber, stets zum Ganzen zurückkehrend, in diesem Gan- 
zen stets seine künstlerische Beruhigung findet. Am interessantesten sind 
die mehrfarbigen Muster, wo Schnüre von schwarzer, rother und weisser 
Farbe, auch von Gold, auf verschieden getönten lichtgrauen Gründen, 
oder Roth und Gold, auch scharfes Blau, auf schwarzem Grunde erschei- 
nen. Sehr sinnreich sind hiebei die mächtigsten ltarben, Schwarz oder 
Gold, zu den gehaltensten Grundformen des Ornamentes genommen, wäh- 
rend die übrigen, je nach ihrem Charakter, bunter um sie umherspielen. 
Es ist etwas Musikalisches in dieser Wirkung; sie gemahnt an die 
kunstreiche Verschlingung der 'l7öne in wohlgearbeiteten Trio's oder 
Quartettcn. 
Das Heft hat sechs Blätter, denen sich die ebenso wohlausgestattetc 
Vorderseite des Umschlages als siebentes anreiht. Sie sind in lithogra- 
phischem Farbendruck vortreillich ausgeführt. Ein gütiges Geschick wolle 
sie. unsern Augen zum Heil, möglichst vielen Stickcrinnen in die Ilänrlc 
führen und dem Meister, dem es nichts verschlagen dürfte, wenn er sol- 
cher Arbeit ab und zu noch eine Mussestuxide widmet, die Lust dazu rege 
erhalten!  
lch muss hiebei noch jener Stickmuster gedenken, die vor etwa 
zwanzig Jahren ein andrer Meister der Kunst, C. Bötticher, der Archi- 
tekt, (der Verfasser der Tektonik der Hellenen) gefertigt hat und die in 
der damaligen Stickwaarenhandlung von Nicolai und Gillet zu Berlin, 
meist unter dcm T1191 des "arabischen Styles" (treil sie das dabei erfor- 
derliche Mosaikprineip beobachteten) erschienen sind. Im allgemeinen 
künstlerischen Interesse wie in dem der Kunst-Tctrhnik ist auf das Leb-
	        
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