Muster für
Neue
Schnur-SH
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wo ein Kavalier die Stufen ernporkommt und bestirgt illllüllält, weil er
vermuthlich das Knacken beim Aufziehen des Gewehrs gehört hat, mit
welghgm ihn ein andrer, der sich auf den höheren Stufen im Dunkel
birgt, empfangen will; Kostüm und Art des siebzehnten Jahrhunderts,
Alles durch ein etwas wildes Hineinfegen des Schabemessers in die
schwarze Farbe zur Anschauung gebracht. 2. Haubrittergesindel, die
sich des Wagens und der Habe armer Handelslente und dieser selbst be-
inächtigt haben und unter peitschend niederstürzendem Märzregen, an
noch unbelaubten Eichen vorüber, zu der durch den Regenschleier nur
unbestimmt sichtbaren Burg emporeilen; eine kleine Meisterarbcit von
culturhistorischer und landschaftlicher Charakteristik. 3. Das Innere
des Bärenzwingers, wie derselbe im zoologischen Garten bei Berlin Jung
und Alt Ergötzen bereitet, hier, zumal bei den Wasser-tropfenden und
sprützenden Bestien. ebenso mit derber Laune wiedergegeben. 4. Ein
Bild zarter RococoSentimentalität: eine junge Dame, am Kamin lesend,
voll der Finessen und voll der eleganten Gesarnmthaltung, welche solcher
Darstellung ziemt, illierall, auch in dem weichen Gesamrntton, den ge-
sehaliten Blättern ähnlicher Richtung aus dem vorigen Jahrhundert ver-
wandt. 5. Ebenfalls Rococo: Reifenspiel eleganter Damen und Herren
auf der Üferrasse eines Schlosses, voll feiner, individuell durchgefühlter
Einzelheiten und zugleich von starker gehaltener Totalwirkung, besonders
im landschaftlichen Bezuge. (i. Ein männliches Brustbild, in welchem
wir Molierc erkennen._ Er ist zu schreiben im Begriff und schaut, die
Rechte mit der Feder aufgestützt. nachsinnend zum Beschauei- heraus,
ein Portrait. das uns nicht bloss die zufällige Physiognomie eines geistig
bedeutenden Menschen, sondern diesen selbst im charakteristischen Me-
mente geistiger Tdiätigkeit giebt; dies Blatt besonders ein Zeugniss, wie
diese Schabmanier auch zur vollen künstlerischen Durchbilduug, allem
leichten Skizzeneffekte fern, vortrefflich geeignet ist.
Das uns vorliegende Heft hat noch keine Angabe des Verlegers.
Adolph Mcnzel aber ist schon der Mann, dessen Compositionen man zu
sammeln bemüht ist, und die neue Manier hat ebcn auch ihr eigen-
thümliches Interesse, für Sammler wie für andre Leute.
M u s t er fü r
Carl Jügels
Neue
Schnur-Stickerei.
Verlag in Frankfurt a
erfunden von A. Schroedter.
M. (Klein Quer-Fol.)
Kunstblatt
1852,
101
Anzeiger.)
Wenn der Name Adolph Schroedter genannt wird, so wissen die
Leser des Knnstblattes, dass es sich um den Meister handelt, in dessen
Bildern und Radiruixgen, wie nimmer zuvor, der classische Humor in
allen Farben spielt, vom nachdenklichsten Ernste bis zur kühnsten über-
sprudelnden Lust. Sie wissen auch, dass dieser Schrödtersehe Humor
(denn nur nach ihm kann er genannt werden) in derselben classisehexx
Weise das Oruament- und Arabeskenwerk durchwebt, mit welchem seine