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gewidmet werden muss, das eine Denkmal, welches die beiden Grössten
im Verhältniss ihres gemeinsamen Wirkens umfasste. nicht errichtet wor-
den. Rauch hat zu einem solchen Denkmal eine Skizze gearbeitet. Die
Bedeutung, einerseits der Aufgabe, andrerseits der Meisterhand, von wel-
cher die Skizze geliefert ist, wird ein ausführlichercs Eingehen darauf in
diesen Blättern angemessen erscheinen lassen.
Die Skizze führt uns die Gestalten beider lliänner, zur Gruppe ver-
einigt, gegenüber. Sie sind in antiker Gewandung dargestellt. Antikes
Kostüm bei Gestalten des modernen Lebens ist ein Umstand, den aller--
dings noch vor funfzig Jahren ein Jeder als völlig in der Ordnung be-
zeichnet haben würde, der aber, wie es scheint, bei der heutigen Ge-
schmacksrichtung vorerst doch eine nähere lürörterung und Verständigung
nöthig macht.
Wir sehen in unsern 'l"agen die Monumental-St:tttien grosser "Männer
vorzugsweise im Kostüm ihrer Zeit gearbeitet, in der ganzen Ausrüstung
derjenigen äussern Erscheinung, die den Gefeicrten im Leben eigentliüm-
lieh war; namentlich hat Rauclrselbst durch die glückliche Weise, wie er-
die hieran sich knüpfenden Bedingungen mit den künstlerischen Anfordc-
rnngen zu vereinigen wusste, einen wesentlichen "Fheil seines Ruhmes
erworben. Gewiss hat diese Art der monumentalen Darstellung ihr volles
Recht. Wie das, was der einzelne, auch der grösste Mann gethan. durch
die Verhältnisse seiner Zeit bedingt war, so musste er selbst sich noth-
wendig in den Formen seiner Zeit bewegen, kann also seine änsser-e
Eigenthümlichkeit {zur genügend charaktervollen Erscheinung nur dann
gebracht werden, wenn dies innerhalb der Formen seiner Zeit und. wenn
möglich, in der Ausprägung, die er persönlich diesen Formen gegeben
hatte, geschieht. Freilich hat diese Aufgabe schon einige äussere
Schwierigkeiten. Die Formen des Zeitkostüms scheinen in ihrer Eigelb
willigkeit oft derjenigen volleren künstlerischen Wurde zu widerstrebem
die bei einem, für die Dauer von Geschlechtern und Jahrhunderten Ire;
stimmten Denkmale doch nicht minder eingehalten werden soll. Mal,
thut, solcher Schwierigkeit zu begegnen, dem gegebenen Kostüm hinzm
was die grössere Würde besser zu vermitteln scheint; man hüllt die Gg-
stalt oder einen Theil derselben in den freieren Faltenfluss irgend eines
Mantelstüekes; aber man beeinträchtigt damit nur allzuoft dasjenige, worin
die sprechendstc Wirkung des gegebenen Kostüms zu beruhen pflegt,
seine frische gesunde Naivetät; man schafft nur allzuoft, wenigstens da,
wo die Anwendung des faltigen Gewandsttlckes nicht durch ein ganz nn_
bedingt natürliches und verständliches Motiv gegeben war, ein unerquick_
liches Zwitterwesen. Indess weiss die wahrhafte Meisterschaft um der-
gleichen Nothbehelfe hinwegzukommen; Rietschefs Lessing ist ein Beispiel,
wie monumentale Würde auch bei völliger Hingabe an die Erfordernisse
des Zeitkostüms zu erreichen ist. Ungleich grössere Berücksichtigung
erfordert ein andrer Umstand.
Die Statue, welche den gefeierten Mann in ganzer Figur darstellt
gicbt uns das Bild seiner körperlichen Erscheinung. Diese seine körper-Ä
liche Erscheinung war die Hülle seines Geistes und das Weben Seines
Geistes ihr allerdings ebenso aufgeprägt, wie z. B. der Modeschnitt seines
Kleides durch sein körperliches Gehahren das eigenthümliche Gepräge
empfangen hatte. Aber die körperliche Hülle spiegelt doch keinesiveges
nur allein dies sein geistiges Thun wider; sie ist vielmehr zunächst und