Sch
und
iller
ihr
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Geschlecht wesentliche Schätze vor, und es ist unser Vortheil nicht nur.
es ist unsre Pflicht, dies lürbe anzutreten. Es ist mit ein Stück des B0:
dens, aus dem" heraus unsre eigenthümliche Lebensaufgabe erwachsen soll,
Wir sollen die alten Meister der Malerkunst nicht nachahmen, nicht einmal
in ihrem Sinne malen; aber wir sollen sie studiren, gründlichst studiren,
um an ihnen zum eigenen Thun zu erstarken. Dahin aber gehört, wie
manches Andre und mehr wie Manches, das ganze Gebiet des malerischen
Styles, das in seiner Wesenheit neuerlich noch erst wenig erkannt und
dessen Verständniss durch das in Rede stehende Buch in so schätzbarer
Weise erschlossen ist. Und darum wird und muss das letztere, trotz seiner
Vortragweise und seiner einseitigen 'l'enclenz, in dem, was seinen eigent-
lichen Inhalt ausmacht, belehrend und trnchtbringend auf die werkthätige
Kunst, wie auf die kunstgcschichtlichc Auffassung einwirken. Denn eine
Wahrheit, 0b auch eingehüllt in ein besehwerliches Gewand und über das
Ziel hinausgeführt, wo sie aufhört volle Wahrheit zu sein, ist doch nim-
mer umsonst ausgesprochen,
Goethe
und
Schiller
und
ihr
Denkmal.
gemeinsames
Kunstblatt
1851.
Wenn vvir der grossen Männer im_,Bereiche des geistigen Schadens
gedenken, die den deutschen Namen schön und licht gemacht haben, wenn
W11: vor Allen zu Goethe und zu Schiller mit liebevoller Verehrung
autlaliekßnr S0 .lSl..eS insbesondre ein Punkt, eine günstigste Fügung des
Gescluckes, die immer und immer wieder unser freudiges Nachsinnen in
Anspruch nimmt. Es ist die herzliche Freundschaft, das innige Zusam-
menwirken jener beiden Grösstrn, daraus die tiefgreifendsten Erfolge
hervorgegangen sind. Naturen von fast entgegengesetzter Beschaffenheit,
zu Anfange fast feindlich einander gegenüberstehend, trafen sie sich, als
jeder von ihnen fähig war, die grosse Aufgabe des andern zu begreifen,
jeder bereit, dem andern zuzutragen, was das Leben des Geistes ihm bis
dahin an eigenthümlicher Erfahrung gegeben. Schnell schloss sich zwi-
sehen ihnen ein Band, wie es bis dahin nicht gekannt war. Gemeinsam
gingen sie mit unverdrossener Sorge den Gesetzen des Schadens nach;
gemeinsam, einer durchaus für den andern einstehend, traten sie in den
siegreichen Kampf gegen die Uebcrmacht des Sehnöden und Schlechten;
gemeinsam trugen sie einander bei Hervorbringung des Schönsten und
Edelsten, dessen unsre Nation sich jetzt mit Stolz rühmen darf. Der
deutschen Poesie würde der Gipfel fehlen, hätten Goethe und Schiller
einander nicht gefunden.
Es ist das Amt der Nachgebornen, den grossen Vorfahren Denkmäler
zu widmen: unsre Zeit hat sich in solcher Sorge vielfach bethätigt. Aber
noch ist das eine Denkmal, welches dem schönsten, dem glücklichsten
und beglückendsten Momente der geistigen Entwickelung unsres Volkes
Kllgler, Kleine Schriften. III. 46