Kfitikt-El
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dem ausschliesslich Malerischen zugewandt. Er wendet sich ebenso
mit vollster Entschiedenheit von Demjenigen ab, was als ein mehr oder
weniger Beiläutiges mit der Kunst in Verbindung steht oder sonst als ein
mit ihr Verbundenes vorausgesetzt wird. Er will in der Kunst der Wa-
lerei wirklich nur diese erkennen. nur ihre Gesetze nachweisen. nur die
aus ihrem eigenthümlichsten Wesen hervorgegangene Leistung als eine le-
bensfähige und lebenzeugende betrachtet wissen. Dieser Standpunkt ist
in der neueren und in aller Kllllätllttjfüluf noch nirgend auf gleich be-
stimmte Weise ausgesprochen und behauptet worden, und hierin eben sehe
ich jene einflussreiche Bedeutung des Buches. Denn wenn ich mit dem
Verfasser darin auch nicht übereinstimmen kann, dass dieser Standpunkt
der einzig gültige sei, so ist er doch, eben weil aus dem eigensten Kern
der Sache hervorgegangen, auch nach meiner Auffassung der zunächst
wesentliche. Und wenn die Einsichtigen unter den Knnstfreunden unsrer-
Tage solcher Richtung unbedenklich, ob auch mit einem oder dem andern
Vorbehalt, ihre Anerkennung zollen werden. so ist sie eben noch durchaus
nicht in das allgemeine Bewusstsein übergegangen.
Die Kunst soll die Idee des Göttlichen in der Erscheinung zum Aus-
druck bringen; die bildende Kunst hat dies in der Darstellung der sicht-
baren Natur zur Aufgabe; der Malerei sind dazu ihre besonderen Arten
und Mittel der Darstellung gegeben. Es handelt sich um das Verständniss
der Natur einerseits, andrerseits um Dasjt-rnige, worin ihre künstlerische
Fassung beruht und was wir unter dem Worte des künstlerischen Styles
zu begreifen pflegen. Die Erkenntniss des malerischen Styles, die
Darlegung seiner Elemente, die Entwickelung seines Wesens bei den man-
nigfaltigsten Modificationen je nach Zeit und Gattung der Kunst und nach
den künstlerischen Individualitäten bildet den Inhalt des Buches. Auf sehr
bedachte Weise, dem Verständniss sichere Stützpunkte darbietend, schei-
det und erörtert der Verfasser die Grundelemente, auf denen das Wesen
des malerischen Styles und somit der malerischen Kunst (im eigentlichen
und engeren Sinne) beruht; ebenso einsichtig geht er die Entwickelungs-
Stadien dieses Styles in den verschiedenen Schulen und Fächern der
Kunst durch; über die einzelnen Meister, die sich darin ausgezeichnet,
werden die schätzbarsten Abhandlungen beigebracht, die dem kunstver-
ständigen Leser, welcher sich der Leitung des Verfassers hingiebt, aus
dem Born einer reichhaltigen technischen Beobachtung und sorglichster-
Cornbination mannigfache Aufschlüsse zu geben im Stande sind. Wie
hieraus im Allgemeinen einleuchten wird, dass das malerische Verdienst
der grosseu älteren Meister nicht in diesen oder jenen technischen Geheim-
nissen, sondern eben in der mit reiner Natureinsicht verbundenen Styl-
vollen Behandlung beruht. so ergeben sich die belehrendsten Blicke in
das Wesen der naiv malerischen Aulfassungs- und Vortragsweise der vor-
raphaelischen Meister, in die geläuterte Fülle der venetianischen Kunst,
in die reich gegliederten Kategorieetr der niederländischen Schulen. Und
wie, der Natur der Sache nach, das ausschliesslich Malerische vor Allein
für die landschaftliche Darstellung bedingend und bestimmend ist,
so tragen vorzugsweise diejenigen Abschnitte des Buches, welche die
Blüthe dieses Kunstfaches im siebzehnten Jahrhundert behandeln, das
Gepräge einer meisterlichen Entwickelung und ist aus ihnen vielleicht die
zumeist getiiegene Belehrung zu schöpfenß
Die künstlerische Fassung, der Styl. ist es, wodurch das Kunstwerk