Volltext: Kleine Schriften über neuere Kunst und deren Angelegenheiten (Bd. 3)

Kfitikt-El 
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 dem ausschliesslich Malerischen zugewandt. Er wendet sich ebenso 
mit vollster Entschiedenheit von Demjenigen ab, was als ein mehr oder 
weniger Beiläutiges mit der Kunst in Verbindung steht oder sonst als ein 
mit ihr Verbundenes vorausgesetzt wird. Er will in der Kunst der Wa- 
lerei wirklich nur diese erkennen. nur ihre Gesetze nachweisen. nur die 
aus ihrem eigenthümlichsten Wesen hervorgegangene Leistung als eine le- 
bensfähige und lebenzeugende betrachtet wissen. Dieser Standpunkt ist 
in der neueren und in aller Kllllätllttjfüluf noch nirgend auf gleich be- 
stimmte Weise ausgesprochen und behauptet worden, und hierin eben sehe 
ich jene einflussreiche Bedeutung des Buches. Denn wenn ich mit dem 
Verfasser darin auch nicht übereinstimmen kann, dass dieser Standpunkt 
der einzig gültige sei, so ist er doch, eben weil aus dem eigensten Kern 
der Sache hervorgegangen, auch nach meiner Auffassung der zunächst 
wesentliche. Und wenn die Einsichtigen unter den Knnstfreunden unsrer- 
Tage solcher Richtung unbedenklich, ob auch mit einem oder dem andern 
Vorbehalt, ihre Anerkennung zollen werden. so ist sie eben noch durchaus 
nicht in das allgemeine Bewusstsein übergegangen. 
Die Kunst soll die Idee des Göttlichen in der Erscheinung zum Aus- 
druck bringen; die bildende Kunst hat dies in der Darstellung der sicht- 
baren Natur zur Aufgabe; der Malerei sind dazu ihre besonderen Arten 
und Mittel der Darstellung gegeben. Es handelt sich um das Verständniss 
der Natur einerseits, andrerseits um Dasjt-rnige, worin ihre künstlerische 
Fassung beruht und was wir unter dem Worte des künstlerischen Styles 
zu begreifen pflegen. Die Erkenntniss des malerischen Styles, die 
Darlegung seiner Elemente, die Entwickelung seines Wesens bei den man- 
nigfaltigsten Modificationen je nach Zeit und Gattung der Kunst und nach 
den künstlerischen Individualitäten bildet den Inhalt des Buches. Auf sehr 
bedachte Weise, dem Verständniss sichere Stützpunkte darbietend, schei- 
det und erörtert der Verfasser die Grundelemente, auf denen das Wesen 
des malerischen Styles und somit der malerischen Kunst (im eigentlichen 
und engeren Sinne) beruht; ebenso einsichtig geht er die Entwickelungs- 
Stadien dieses Styles in den verschiedenen Schulen und Fächern der 
Kunst durch; über die einzelnen Meister, die sich darin ausgezeichnet, 
werden die schätzbarsten Abhandlungen beigebracht, die dem kunstver- 
ständigen Leser, welcher sich der Leitung des Verfassers hingiebt, aus 
dem Born einer reichhaltigen technischen Beobachtung und sorglichster- 
Cornbination mannigfache Aufschlüsse zu geben im Stande sind. Wie 
hieraus im Allgemeinen einleuchten wird, dass das malerische Verdienst 
der grosseu älteren Meister nicht in diesen oder jenen technischen Geheim- 
nissen, sondern eben in der mit reiner Natureinsicht verbundenen Styl- 
vollen Behandlung beruht. so ergeben sich die belehrendsten Blicke in 
das Wesen der naiv malerischen Aulfassungs- und Vortragsweise der vor- 
raphaelischen Meister, in die geläuterte Fülle der venetianischen Kunst, 
in die reich gegliederten Kategorieetr der niederländischen Schulen. Und 
wie, der Natur der Sache nach, das ausschliesslich Malerische vor Allein 
für die landschaftliche Darstellung bedingend und bestimmend ist, 
so tragen vorzugsweise diejenigen Abschnitte des Buches, welche die 
Blüthe dieses Kunstfaches im siebzehnten Jahrhundert behandeln, das 
Gepräge einer meisterlichen Entwickelung und ist aus ihnen vielleicht die 
zumeist getiiegene Belehrung zu schöpfenß 
Die künstlerische Fassung, der Styl. ist es, wodurch das Kunstwerk
	        
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