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Kritik an,
Berichte,
Erürun
rungen.
bei scheinbar glänzendem Preise, in ein ungünstiges Verhältniss versetzt
werden. Der Autor verkauft gegenwärtig, nach Fesstellung des geistigen
Eigenthumsrechts, häufig keinesweges sein Manuscript ohne Weiteres an
den Verleger, sondern giebt demselben nur das Recht, Vervielfältigungen
seines Manuscriptes durch den Druck in einer oder mehr Auflagen zu
einer bestimmten Anzahl von Exemplaren abzusetzen. Er kann dadurch.
wenn seine Arbeit Erfolge hat. die letztere auf lange Dauer zu einem
zinsentragenden Kapitale machen, ungleich vortheilhafter, als wenn er sig
um eine beliebige, ein für allemal zu zahlende Summe absetzt. Die Bil-
ligkeit dürfte also auch Bestimmungen zu Gunsten des prämiirten Autors,
welche einem solchen Verhältniss entsprächen. verlangen. Ohne Zweifel
aber gehört, im entschiedenen Interesse des Autors, der ein Lieblings-
schriftsteller der Nation sein oder werden kann, sowie nicht minder im
Interesse des Publikums die Bestimmung hicher, dass es ihm, falls e,-
eine Sammlung seiner Werke veranstaltet, unbenornmen sein muss, auch
das prämiirte Werk in dieselbe aufzunehmen.
Ferner würde die Entscheidung über den zu ertheilentlcn Preis bei
den gemachten Vorschlägen theilweise den erheblichsten äusseren Schwie-
rigkeiten begegnen.
Bei der Sculptur und Malerei würde dies weniger der Fall sein; bei
der Eigenthümlichkeit ihrer Leistungen, die sich überschaubar dem Auge
gegenüberstellen, würde sich nach dem angedeuteten Verfahren, wenn in
der Kürze der Zeit auch vielleicht nicht ganz leicht, der entsprechende
Beschluss fassen lassen.
Bei der Architektur, nachdem dieselbe mit aufgenommen, Würden sich
schon eigenthümliche Schwierigkeiten geltend machen. Es würden zum
Behufe der Concurrenz insgemein architektonische Risse (nur im seltensten
rFall Modelle) eingesandt werden; es würde unter den Rissen, zur Fest-
Stellung eines begründeten Urtheils mehr auf die geometrischen Zeich-
nungen, des Ganzen und der Einzelheiten, und auf das Wcchselvcrhältniss
beider, ankommen, als etwa auf malerisch ausgeführte Perspektiven: es
gehört aber gerade zur Beurtheilung jener ein schon ziemlich scharfgcbil-
detes Verständniss. Das Comite würde also leicht in die Lage kommen,
sich dem Urtheil seiner drei Techniker ohne Weiteres zu fügen.
Noch ganz anders aber verhielte es sich bei der Literatur und bei der
Musik. Es ist freilich schon in den Vorschlägen berücksichtigt worden,
dass zu deren Beurtheilung, da zunächst jedes Werk für sich durchgelesen
sein will, ein grösserer Zeitaufwand nöthig sein würde. Daher jener, um
acht Wochen frühere 'l'er-min der Einsendung für diese Fächer. Aher die
Zahl des Eingehenden kann unter Umständen, zumal bei der Literatur, so
bedeutend werden, dass für die drei Personen der Jury auch diese Zeit
zu kurz sein möchte, abgesehen davon, dass sie schwerlich überhaupt so
viel freie Zeit für ein unter Umständen so zeitraubendes Geschäft haben
würden, dass es voraussichtlich kaum ausführbar sein würde, sie so zeitig
und für so lange Dauer nach Weimar zu berufen und dass es noch viel
schwieriger sein würde, alle die eingesandten Manuscripte zwischen ihnen,
eines nach dem andern von Ort zu Ort, circuliren zu lassen. Und doch
wäre dies Alles noch die geringere Schwierigkeit. Wie sollte es möglich
sein, eine irgend grössere Anzahl von literarischen oder musikalischen
Werken und die ersteren können unter Umständen ein halbes Tausend
und mehr ausmachen in kürzester Frist zur Kenntniss der Comite-